Hamburg. 17 Monate nach dem Tod des völlig abgemagerten Babys Lara-Mia soll die Betreuerin des Mädchens, Marianne K., eine Geldstrafe erhalten. Das Amtsgericht Harburg kündigte gestern einen Strafbefehl über 2700 Euro an. Der 59-Jährigen wird vorgeworfen, sie habe ihre Pflichten verletzt. Die Mitarbeiterin des Rauhen Hauses hatte die Familie noch wenige Tage vor Lara-Mias Tod besucht und erklärt, das Kind sei wohlauf. Die Frau, die seit dem Tod des Mädchens krankgeschrieben ist, nahm nicht an dem Prozess teil.
Die Deutsche Kinderhilfe kritisierte das Vorgehen der Justiz scharf. "Als letztes Glied der Kette wird die Sozialarbeiterin kriminalisiert, ohne dass die Systemprobleme, die ebenfalls mitursächlich für den Tod von Lara-Mia waren, entlastend geklärt werden können", klagte der Vorstandsvorsitzende Georg Ehrmann. André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter sagte: "Offenbar haben die Behörden versagt - und die Mitarbeiterin muss als Bauernopfer herhalten." Verärgert reagierte Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter Mitte, auf das Urteil. "Ich hatte gehofft zu erfahren, was die Sozialarbeiterin in ihrer Zeit bei Lara-Mia gemacht hat. Ich will keine Richterschelte betreiben, aber für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass das alles gewesen sein soll." Lara-Mias Mutter und der Stiefvater waren im Juli zu Bewährungsstrafen verurteilt worden.