Anwohner des Steindamms haben die Islamisten zwar wahrgenommen, sind ihnen aber aus dem Weg gegangen
St. Georg. Frauen mit Kopftüchern huschen vorbei, geschniegelte Geschäftsmänner gehen in die Mittagspause: Die Passanten am Steindamm - seit den 70er-Jahren vornehmlich moslemisch-türkisch geprägt - kommen heute aus allen Schichten. Das Schmuddelimage, bedingt durch die zahlreichen Sexshops, wird mittlerweile von Hotels aufgelockert. "Aber es ist hier immer noch wohltuend multikulti", sagt ein Anwohner. "Nur die meisten von denen leben in ihrer eigenen Welt. Die haben sich bewusst ausgegrenzt."
Mit "die" meint der Anwohner, der aus Furcht anonym bleiben möchte, die Besucher der seit gestern geschlossenen Taiba-Moschee. "Für die deutsche Gesellschaft hatten sie nur Verachtung übrig. Das hat man gemerkt. Deshalb begrüße ich die Schließung der Moschee." In der Zeit vor der Schließung hätten vorzugsweise "junge, teilweise vermummte Männer mit langen Bärten" bis spät in die Nacht vor der Moschee gestanden. "Und das weckt natürlich Unbehagen", sagt der Mann. "Gerade wenn man weiß, welche Verbindungen den Leuten in der Moschee nachgesagt werden. Und dass hier sogar der Bundesnachrichtendienst Dauergast war, spricht wohl Bände."
Im Erdgeschoss des Moschee-Gebäudes stählen rechts Bodybuilder in einem Fitnessstudio ihre Körper, links servieren Asiatinnen vietnamesische Gerichte. Es sei eine friedliche Koexistenz mit der Moschee im ersten Stock gewesen, sagen die Anwesenden. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Bewerten wolle man die Schließung nicht.
Andere Nachbarn werden deutlicher: Täglich seien bis zu 200 Menschen in die Moschee und zum angegliederten arabischen Kulturverein gekommen. Wobei ein tunesischer Passant, der verdattert vor den grünen Eisengittern der Eingangstür steht, fragt: "Welcher Kulturverein? Den gab es vielleicht auf dem Papier, aber nicht dort oben."
Andere Anwohner, keiner will namentlich genannt werden, haben die Gäste des schmucklosen dreigeschossigen Gebäudes als auffällig unauffällig wahrgenommen. "Es gab nie Ärger. Die haben sich um ihren Kram gekümmert, ich um meinen", sagt ein Nachbar. Aber gerade im Sommer, wenn die schmierig-milchigen Fenster des Gebetsraums im ersten Stock offen gestanden haben, seien die Predigten bis auf die Straße zu hören gewesen. "Das klang, besonders wenn es bis mitten in die Nacht dauerte, schon merkwürdig." Und wenn die Vorwürfe stimmten, sei es auch "gut", dass die Moschee geschlossen wurde, sagt der Mann, der seit einem Jahr in der Nachbarschaft wohnt.