Es war ein strahlender Mai-Tag, und ich hatte Besuch aus Wiesbaden - eine perfekte Gelegenheit, den "Landratten" Elbe und Hafen zu zeigen. Es blieben noch ein paar Stunden bis zu einem geplanten Konzert in der Laeiszhalle. Warum also nicht unser Ziel auf dem Wasserwege erreichen? Vom Fähranleger Finkenwerder legten wir mit der HVV-Fähre ab. Vorbei ging es an Schiffen, die ich meinen Gästen bis zur Zahl der Tonnage und der Knoten beschreiben konnte. Am Anleger Neumühlen schnappten wir zwar Wortfetzen von einer Verzögerung auf dem Weg zu den Landungsbrücken auf. Doch in der Manier eines Hafenrundfahrt-Kapitäns setzte ich meine Erläuterungen zum Containerterminal Burchardkai und zum Athabaskakai fort. Aber als mein Blick auf das Gelände meines Arbeitgebers Blohm + Voss, fiel, dämmerte mir, was ich verdrängt hatte. Aus dem Trockendock "Elbe 17" schob sich gerade ein großer Massengutfrachter. Und am Ausrüstungskai wartete ein Großtanker auf das Eindocken. Was bedeutete: Die Elbe würde zwei Stunden lang für den übrigen Schiffsverkehr komplett gesperrt werden. Das Warten versuchte ich mit einem Live-Kommentar des komplizierten Ein- und Ausdockens zu überbrücken. Muss wohl Eindruck hinterlassen haben. Denn über das verpasste Konzert verloren meine Besucher kein einziges Wort mehr.
Frank Horch, 62, ist Geschäftsführer der Blohm + Voss international GmbH und Präses der Handelskammer Hamburg.