Merkel und Guttenberg müssen der Bundeswehr endlich helfen.
Die Worte, die der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus wählte, waren wenig diplomatisch: "Ein Drama" sei das, womit die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan ausgerüstet würden. Es mangele an Feldbetten und Munition. Dringend benötigte Minenräumfahrzeuge und Sanitätspanzer würden nicht ausgeliefert, beispielsweise weil die Stehhöhe im Inneren deutschen Zulassungsnormen nicht entspräche.
Die Aussagen machen fassungslos. Ende 2001 begann der Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Knapp neun Jahre und genau 43 gefallene Soldaten später müssen die Deutschen nun erfahren, was ihre Politiker und ihre Armee aus der gefährlichsten Militärmission der Bundesgeschichte gelernt haben: offenbar nichts. Dabei ist der Bericht des Wehrbeauftragten bei Weitem nicht der erste Hinweis darauf, dass vieles falsch läuft im Kampf gegen die Taliban.
Immer wieder hat der frühere Wehrbeauftragte Robbe in seinen Jahresberichten miese Verpflegung, schlechte Ausrüstung und mangelhafte Ausbildung bemängelt. 2008 kritisierten sieben Bundeswehr-Generale, in Afghanistan fehlten Hubschrauber und Störsender gegen Sprengfallen. Gleichzeitig müsse die Truppe dort deutsche Rechtsstandards penibel einhalten - von der Mülltrennung bis hin zur Zahlung eines Fahrkostenzuschusses an die Ortskräfte "i. S. des Erlasses über Werk-, Schul- und Fürsorgefahrten". Das passte zu dem Wunschbild, das deutsche Politiker von dem Einsatz zeichneten: eine humanitäre Mission mit ein bisschen Brunnenbohren und Straßenbau. Wozu die Aufregung um die Ausrüstung?
Als im April dieses Jahres sieben Bundeswehrsoldaten bei Gefechten getötet wurden, versprach Kanzlerin Merkel, man werde Ausrüstungsprobleme "ergebnisoffen" prüfen. Verteidigungsminister Guttenberg versichert mantrahaft, Mängel würden abgestellt, wo immer sie erkannt würden. Doch Ende Juni legte der neue Wehrbeauftragte Königshaus einen Bericht über das erste Halbjahr 2010 vor. Schon wieder war die Rede von Defiziten. Die Bilanz von Königshaus: "Bemühungen um Abhilfe konnten nicht festgestellt werden."
So kann, so darf es nicht weitergehen. Die deutsche Politik muss sich endlich der Tatsache stellen, dass es in Afghanistan nicht um Dinge wie die Umsetzung der Neufassung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden geht. In Afghanistan ist keine Zeit für Gemächlichkeit und kein Platz für bürokratische Pedanterie. In Afghanistan geht es um das Leben der Soldaten, die die Politik dorthin geschickt hat. 43 dieser Menschen sind bereits tot.