Es war manchmal ein wenig ruppig, aber insgesamt fair. Beide Teams haben gekonnte Angriffszüge gezeigt, aber auch die Defensivreihen wussten zu überzeugen. Es war eine spannend zu beobachtende Begegnung, in der zwei Spielsysteme aufeinandergetroffen sind: das klassische 4+8 von Walter Scheuerl und das neue 6+6 von Christa Goetsch. Noch ist das Spiel nicht entschieden, doch schon jetzt ist klar: Der Gewinner ist Hamburg.
Wenn an diesem Sonntag über die Schulreform abgestimmt wird, dann ist das keine Schicksalswahl. Jedenfalls nicht für die, um die es doch geht: die Schüler. Hamburgs Schulsystem wird besser werden - ob mit oder ohne Primarschule.
Die zum Teil leidenschaftlich geführte Debatte dreht sich letztlich ausschließlich um diesen Punkt: vier oder sechs Jahre gemeinsames Lernen aller Schüler? Und folglich sechs oder acht Jahre Gymnasium? Unwichtig ist das nicht. Aber das Wohl oder Wehe des ganzen Schulsystems hängt nicht daran. Ganz unabhängig davon wird es entscheidende Verbesserungen geben.
Die Klassen werden kleiner. Nur noch 23 Kinder - in sozialen Brennpunkten sogar nur 19 - soll es in den Grund- beziehungsweise Primarschulen geben. Das ist ein gewaltiger Schritt nach vorn. Und viel wichtiger als die Systemfrage.
Fast völlig aus dem Fokus geraten - weil unstrittig - ist die Einführung der Stadtteilschule und damit die Abschaffung der Haupt- und Realschulen. Vor allem die Hauptschulen sind ihrer Aufgabe, nämlich die Schüler ausbildungsreif zu machen, schon lange nicht mehr gerecht geworden. Die Auflösung dieser stigmatisierten "Resteschule" war lange überfällig.
Die in der Bürgerschaft vertretenen Parteien - allesamt für die Reform - haben einen "Schulfrieden" verkündet. Das Ergebnis des Volksentscheids wollen sie wie auch die Volksinitiative "Wir wollen lernen" respektieren. Für die Qualität der Hamburger Schulen ist dies auch unabdingbar. Denn wenn sich das bisher wahrlich nicht übermäßig erfolgreiche Schulsystem verbessern soll, muss Schluss sein mit Verschlimmbesserungen, indem alle paar Jahre die reformierte Reform reformiert werden soll. Leidtragend war vor allem das Gymnasium: Abitur nach acht Jahren, Abschaffung des Kurssystems, Einführung der Profiloberstufe. Ab Montag muss Klarheit herrschen und Ruhe einkehren.
Wichtiger als die Systemfrage sind ohnehin andere Faktoren: dass es ordentliche Schulgebäude, nicht zu große Klassen und - vor allem - motivierte Lehrer gibt. Anders ausgedrückt: Der beste Fahrer kann im schlechtesten Auto zwar nicht gewinnen. Umgekehrt gilt das aber erst recht.