Es wird einen Aufschrei geben. Bei den einen, weil das Internet für ihren Geschmack das reale Leben ohnehin zu sehr beeinflusst. Bei den anderen wird es eher ein Ausruf der Erleichterung sein, weil endlich ein lange erwarteter Fortschritt vollzogen ist: Warum soll man online nicht ebenso Ravioli und Mehl kaufen können wie Bücher? Dass der größte Onlinehändler der Welt den Einstieg in den Lebensmittelmarkt wagt, ist ein logischer Schritt. Amazon wird mit seinem Online-Supermarkt den Wettbewerb im stationären Einzelhandel weiter verschärfen, sobald das Angebot reibungslos und bequem funktioniert. Bis dahin sind jedoch noch viele logistische Hindernisse zu überwinden.
Trotz Anfangsproblemen werden viele das bequeme Einkaufen per Mausklick zu schätzen lernen. Nicht nur Trendsetter und iPhone-Jünger, auch gestresste Berufstätige mit knappem Feierabend, gebrechliche Senioren, die dem Einkaufen nicht mehr gewachsen sind, Menschen im Schichtdienst und ohne Auto. Händler wie die Hamburger Otto-Gruppe, die ebenfalls den Einstieg in den Onlinehandel mit Lebensmitteln plant, müssen jetzt schnell und überlegt handeln, wenn sie ihren Anteil an diesem Zukunftsmarkt erobern wollen. Griffige, optimal auf die Konsumentenbedürfnisse zugeschnittene Konzepte sind gefragt. Das Ausland macht es schon vor: In Frankreich hat sich das "Click and Collect"-Geschäftsmodell etabliert, wo Verbraucher im Netz bestellte Waren selbst abholen. In England, wo jeder dritte Haushalt kein Auto hat, zieht hingegen das Konzept der Lieferung nach Hause. Welche Ideen in Deutschland fruchten, wird der Markt entscheiden.