Gegen Nina P. wird wegen möglicher Falschaussage ermittelt. Hat sie wirklich von den Krampfanfällen von Alexander S. nichts gewusst?

Hamburg. Im Prozess um den Horrorunfall von Eppendorf hat eine frühere Arbeitskollegin im Landgericht von regelmäßigen Krampfanfällen des Todesfahrers berichtet. „Ja, die gab es häufiger“, sagte die 62-Jährige am Donnerstag als Zeugin. Der Angeklagte habe seine Krankheit aber "nie akzeptiert". Nach schwereren Anfällen im Büro, bei denen sich der Angeklagte auch eingenässt habe, hätten sie seine Freundin – und einmal auch die Mutter – informiert. „Sie hat ihn dann abgeholt und andere Sachen mitgebracht.“ Der heute 39-Jährige habe Medikamente genommen, auch bei Besprechungen im Büro habe er manchmal Tabletten geschluckt.

Die Freundin des Angeklagten – die beiden sind seit 15 Jahren ein Paar – hatte dagegen vor Gericht erklärt, sie habe von einer Epilepsie nichts mitbekommen. Auch von einem möglichen Cannabis-Konsum will sie nichts wissen. Als sie erneut vorgeladen worden war, hatte sie von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Die Staatswaltschaft hat nun ein Verfahren gegen Nina P. eingeleitet. Das Strafmaß bei einer uneidlichen Falschaussage reicht von 3 Monate bis 5 Jahre.

Laut Anklage hatte der 39-Jährige am 12. März 2011 unmittelbar vor einer Kreuzung in Eppendorf einen Krampfanfall erlitten und war mit mindestens Tempo 100 über eine rote Ampel gerast. Sein Wagen schleuderte in eine Gruppe von Fußgängern und Radlern. Vier Menschen starben, darunter der Sozialforscher Günter Amendt, der Schauspieler Dietmar Mues und seine Frau Sibylle.

Die 62-jährige Zeugin, eine frühere Arbeitskollegin, berichtete, dass sie den 39-Jährigen einmal am Steuer erwischt habe, obwohl ihr Chef ihm mündlich ein Fahrverbot ausgesprochen habe. Er durfte während der Dienstzeit nicht mehr Auto fahren, weil er bereits drei Unfälle gehabt hatte und die Versicherung daraufhin gekündigt hatte. Sie sei „sehr entsetzt“ gewesen, sagte die Frau: „Es ist unverantwortlich, dass er sich ans Steuer setzt. Das haben wir alle gesagt.“ Auch eine weitere ehemalige Kollegin, eine 51-Jährige, erklärte: „Wir waren aufgebracht, wir haben ja die ganzen Jahre Mitleid mit ihm gehabt.“ Der Angeklagte habe Medikamente genommen, auch bei Besprechungen im Büro habe er manchmal Tabletten geschluckt.

(dpa, HA)