Die Schifffahrt macht dem Oetker-Konzern keine Freude: Überkapazitäten und hohe Treibstoffkosten setzen die Reederei Hamburg-Süd unter Druck.
Hamburg. Nach einem schwierigen Jahr sieht die Reederei Hamburg Süd positive Signale in der internationalen Schifffahrt. „Ob es aber bereits im laufenden Jahr in der Containerschifffahrt zu einer nachhaltigen Trendumkehr kommen wird, ist noch nicht mit Sicherheit zu sagen“, sagte Ottmar Gast, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Oetker-Reederei, am Dienstag in Hamburg. Es bleibe abzuwarten, ob die Erholung der Frachtraten in einigen Bereichen von Dauer sein werde.
Die Transportmengen würden im laufenden Jahr um rund 7,6 Prozent steigen, die Kapazitäten der weltweiten Handelsflotte aber im Gleichschritt um rund 8,1 Prozent. Dabei kämen zunehmend größere Schiffe zum Einsatz. Das Kernproblem der Schifffahrtsbranche, die Überkapazitäten, bleibe damit weiter auf der Tagesordnung. „Wir sehen, dass zunehmend Schiffe vorübergehend aus dem Betrieb genommen werden“, sagte Gast. Gegenwärtig seien es mehr als fünf Prozent der weltweiten Containerschiffsflotte. Zudem könnten ältere Schiffe mit hohem Treibstoffverbrauch früher als üblich verschrottet werden. In diesem und dem nächsten Jahr kommen noch viele neue Schiffe in Fahrt, die vor der Krise bestellt wurden. Erst danach können sich nach der Einschätzung von Gast die Kapazitäten und die Transportnachfrage angleichen.
+++ Reederei mit Tradition +++
Im vergangenen Jahr konnte die Reederei, die für fast die Hälfte des Oetker-Umsatzes steht, die stark gestiegenen Kosten nicht an die Kunden weitergeben und musste deshalb deutlich sinkende Gewinne hinnehmen. „Allein die Preise für Schiffsdiesel erhöhten sich um ein Drittel, aber auch andere Kosten sind zweistellig gestiegen“, sagte der Reederei-Chef. Der Oetker-Konzern veröffentlicht keine Gewinnzahlen, aber die Hamburg Süd kam im vergangenen Jahr besser davon als manche Konkurrenten: Sie erzielte im Jahresdurchschnitt leicht höhere Frachtraten, weil sie sich auf andere Fahrtstrecken als zwischen Europa und Asien konzentriert. Dort tobte ein heftiger Preiskrieg, der weltweit die Frachtraten nach unten zog. „Wenn die Raten überall so stark zurückgegangen wären wie zwischen Asien und Europa, würde die Branche nicht mehr existieren“, sagte Gast.
Im vergangenen Jahr steigerte die Hamburg Süd ihre Containertransporte um neun Prozent auf 3,1 Millionen Standardcontainer (TEU). Der Umsatz erhöhte sich um sieben Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. „Trotz des schwierigen Umfelds beabsichtigen wir, unseren Wachstumskurs fortzusetzen, wenngleich mit reduzierter Dynamik“, erklärte Gast. Die Gruppe wolle mit dem Markt wachsen und ihre Kernverkehre und das Kühlgeschäft ausbauen. Die Flotte werde weiter erneuert, die Investitionen von zuletzt 472 Millionen Euro nicht zurückgefahren. Die Hamburg Süd erwarte in diesem Jahr ein besseres, aber keineswegs ein zufriedenstellendes Ergebnis. Das Unternehmen beschäftigt fast 4500 Mitarbeiter.
(dpa/abendblatt.de)