Seit acht Jahren steht Jon Flemming Olsen im Fernsehen als Ingo hinterm Tresen. Nun bekommt er seine eigene Sendung als Quizmaster.
Hamburg/Mainz. Ohne seinen „Ingomann“ würde das Bier bei „Dittsche“ nur halb so gut perlen: Seit acht Jahren steht Jon Flemming Olsen im Fernsehen als Ingo hinterm Tresen, wenn Komiker Olli Dittrich im gestreiften Bademantel und in Jogginghose in die „Eppendorfer Grillstation“ in Hamburg schlurft. In der WDR-Comedy „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ gibt Olsen den Wirt, der sich geduldig abenteuerliche Geschichten und absurde Theorien seines Gastes anhört und kommentiert. Für eine neue Show nimmt er nun die Ingo-Vokuhila-Perücke wieder ab und wechselt vom Imbiss in die Kneipe: Der 47-Jährige moderiert von Montag (16. April) an das „Kneipenquiz“ auf ZDFneo.
In der halbstündigen Sendung, die immer montags bis freitags (1900 Uhr) zu sehen ist, messen sich jeweils zwei Dreier-Teams im Rätseln, Knobeln und Kombinieren am Tresen. In vielen Kneipen gibt es bereits regelmäßig solche Ratespiele, häufig in „Irish Pubs“. „Ich selbst habe es noch nicht gespielt, kenne es aber aus Kneipen in London und Hamburg“, erzählt Olsen. Er ist mit seiner Frau, der Imkerin und Buchautorin Agnes Flügel, vor einiger Zeit von Hamburg in die Nähe von Eckernförde gezogen. Eigene Kneipenbesuche seien seit dem Umzug eher selten geworden. „Auf dem Land ist die Kneipendichte ja relativ gering. Wir müssen erst mal 15 Kilometer fahren, bevor wir den nächsten Ort erreichen.“
Zum „Kneipenquiz“ kam Olsen „wieder mal durch einen dieser schönen Zufälle“ im Leben. „Der Produzent von „Dittsche“ war auch mit der Entwicklung dieser Sendung betraut und fragte mich, ob ich mir das vorstellen könne.“ Und Olsen, bekannt für seine Vielseitigkeit, konnte. „Ich bin jemand, der schon immer auf vielen Hochzeiten getanzt hat“, sagt der Grafiker, Musiker, Schauspieler und Buchautor. Einst gründete er die Countryband Texas Lightning, die mit Dittrich am Schlagzeug und ihm an der Gitarre 2006 für Deutschland beim Eurovision Song Contest antrat. Seit 2009 gehört Olsen nicht mehr der Band an. Dafür reiste er in jenem Jahr durch Deutschland und testete Imbissbuden für sein Buch „Der Fritten-Humboldt.“
Für ZDFneo-Leiterin Simone Emmelius ist er als Quizmaster beim „Kneipenquiz“ die perfekte Besetzung: „Er bringt Vielseitigkeit mit, ist sehr offen, neugierig und den Leuten zugewandt.“ Olsen selbst hat ohnehin eine Vorliebe für Rätsel, wie er sagt, und sich dabei an seine Großmutter und deren Begeisterung für Kreuzworträtsel erinnert. „Ich rätsle selbst gern und liebe es, andere Leute vor rätselhafte Situationen zu stellen“, erklärt er. Besonders seine Frau hoffe, dass sie durch seine neue Aufgabe ein bisschen „entlastet“ werde. Olsen: „Sie bekommt selten vernünftige Antworten von mir, das macht sie vollkommen irre.“
In jeweils vier Spielrunden lässt der Quizmaster die Kandidatenteams in einer Kneipe in München antreten. Da gibt es einen Multiple-Choice-Teil und eine Filmrunde, einen Wissenschaftskomplex mit dem Physiker und ZDF-Atomexperten Volker Erbert sowie den Kneipensport an der Dartscheibe. Letztlich zählt die Cliquenintelligenz – ganz ohne Internetzugang. Gefragt ist unter anderem Alltagswissen und Merkfähigkeit. Als Siegprämie gibt es einen bezahlten Abend mit den besten Freunden in der Stammkneipe. 40 Folgen der Sendung sollen zunächst gedreht werden.
Dittsches Ingo bekommt eine eigene Sendung
Den Musiker, der jüngst das Jon Flemming Olsen Acoustic Trio gründete, reizt das Spontane am TV-Job. Auf ein spezielles Training habe er verzichtet – die Rolle als Pendant zu Dittrich sei die beste Schule. „Das schnelle Erkennen von Situationen und Möglichkeiten, eine Pointe zu machen oder mit Leuten umzugehen, ist dadurch sicherlich gewachsen“, sagt Olsen, der sich freut, in der Kneipe häufiger zu Wort zu kommen als im Imbiss. Wird er seinem „Dittsche“ dennoch weiter zuhören? „Auf jeden Fall! Im November beginnt die nächste Staffel“, betont er. „Wie sollte der arme Kerl sich sonst sein Bier aufmachen?“ (dpa/abendblatt.de)