Bundesarbeitsministerin kam zur Bewegung von Journalistinnen, die mehr Frauen in der Chefetage fordert. Neuer Verein wird gegründet.
Hamburg. Was vor etwa einem Jahr als Idee von zwölf "Guerilleras“ geboren wurde, wird jetzt organisiert - und bekommt prominente Unterstützung: Die Journalistinnen-Bewegung "Pro Quote“ beschloss am Sonnabendabend bei einer Vollversammlung in Hamburg einstimmig, einen Verein zu gründen. Zur anschließenden Party kam auch Ursula von der Leyen (CDU), die sich als Bundesarbeitsministerin für eine Frauenquote in Führungspositionen einsetzt. Sie gratulierte den etwa 180 Journalistinnen und betonte: "Es wird Zeit, dass wir uns durchsetzen.“ Begleitet wurde Ursula von der Leyen, die "privat“ die Einladung von "Pro Quote“ angenommen hatte, von ihrem Mann Heiko, 56.
Ziel von "Pro Quote“ ist das, was 350 Journalistinnen aus ganz Deutschland bereits in einem Brief im Februar an 200 Chefredakteure, Intendanten und Verleger forderten: Bis 2017 sollen mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen mit Frauen besetzt werden - und zwar auf allen Hierarchiestufen. Dass nur 28 der angeschriebenen Männer antworteten, verärgert unter anderem Moderatorin Anne Will, eine der Erstunterstützerinnen von "Pro Quote“. Sie sagte zu abendblatt.de: "Das ist eine Katastrophe, da muss man unbedingt nachsetzen, damit sich diejenigen, die nicht geantwortet haben, sich erklären.“ Der Auftakt von "Pro Quote“, der ein großes Medien-Echo ausgelöst hatte, sei ein erster Schritt gewesen. "Das war grandios“, so Anne Will, "jetzt muss der zweite Schritt folgen, die Aktion strukturell zu entwickeln und mit einer Vereinsgründung zu unterfüttern.“ Sie selbst wolle auf jeden Fall Mitglied des Vereins werden.
+++ Kommentar: Die Quote ist kein Frauen-Thema +++
Zu Vollversammlung und Party im 13. Stock über der Bar Rossi im Schanzenviertel waren weitere prominente Journalistinnen gekommen, beispielsweise Luzia Braun (ZDF, "Aspekte“), Lisa Ortgies (WDR), die ehemaligen und amtierenden taz-Chefredakteurinnen Bascha Mika, Ines Pohl und Elke Schmitter (jetzt "Spiegel“), Anja Reschke (NDR, "Panorama“), Gabi Bauer (ARD-Nachtmagazin) und Iris Radisch ("Zeit“). Bei der Party waren auch Männer gern gesehen (etwa 20 waren da), die Einladung hatte auch "Spiegel“-Chefredakteur Georg Mascolo gern angenommen, wie er sagte: "Die Tatsache, dass ich die Quote nicht gut finde, heißt nicht, dass ich das Ziel nicht gut finde. Die Gelegenheit zur Diskussion mit tüchtigen Journalistinnen, die ihr Ziel hartnäckig verfolgen, nehme ich gerne wahr.“ Er würde sich sehr freuen, sagte er zu abendblatt.de, "wenn ich der erste Spiegel-Chefredakteur sein würde, der eine Frau in die Chefredaktion berufen kann.“ Die Verhältnisse beim "Spiegel“ seien keine guten, was die Partizipation in Führungspositionen angehe.
Nach eigenen Angaben sind beim "Spiegel“ 22,4 Prozent der Führungskräfte weiblich. Eine Auswertung des Impressums durch "Pro Quote“ ergab elf Prozent – da jedoch alle weiblichen Führungskräfte auf der untersten Hierarchiestufe angesiedelt seien, liege der Einflussquotient höchstens bei zwei bis drei Prozent. Der künftige Verein hat sich neben dem Monitoring des Frauenanteils in Medien auch die Vernetzung von Journalistinnen und Vermittlung in Führungspositionen durch eine Jobbörse als Aufgaben gestellt.