Hamburger Hafenkonzern beklagt Mehrkosten bei der Abfertigung. Konzernchef Peters schlägt Aufhebung des Sonntagsfahrverbots für Lkw vor.

Hamburg. Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA gerät nach einem guten Geschäftsjahr unter Druck. Für 2012 erwartet der Vorstand ein deutlich schwächeres Wachstum. Gründe für die defensive Prognose sind unter anderen zunehmende Engpässe bei der Infrastruktur wie auch wachsende Überkapazitäten auf den großen Terminals der Nordseehäfen.

+++Kommentar: Gefährliche Engpässe+++

Die Zahl der Großschiffe mit einer Kapazität von 13 000 Standardeinheiten (TEU) und mehr, die Hamburg anlaufen, nimmt ständig zu. Da sich die geplante Vertiefung und Verbreiterung des Elbfahrwassers aber immer weiter verzögert, wird es für die Hamburger Containerterminals zunehmend schwieriger, die Schiffe abzufertigen. "Wir haben an den Terminals mittlerweile nennenswerte Mehrkosten bei der Abfertigung", sagte der für das Containergeschäft zuständige HHLA-Vorstand Stefan Behn. "Die Zeitfenster werden immer kleiner." Es entstehe erheblicher zusätzlicher Personalaufwand, um die Großschiffe pünktlich zu den für das Auslaufen nötigen Terminen bei steigendem Wasserstand abzufertigen. Oft müssten die Frachter aus Zeitnot Containerladung für spätere Transporte stehen lassen.

Auch auf den Straßen und Schienen der Metropolregion Hamburg wird die Situation laut HHLA kritischer. "Der Bundesetat für die Erneuerung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist seit zehn Jahren nicht nachhaltig gestiegen, wohl aber die Kosten für die nötigen Arbeiten. Das macht uns große Sorgen", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Peters. "Deshalb müssen wir die Infrastruktur besser ausnutzen, zum Beispiel durch intelligente Verkehrsleitsysteme. Wenn wir die Auslastung der Verkehrswege optimieren wollen, werden wir aber auch über eine Aufhebung des Fahrverbots für Lkw an Sonntagen diskutieren müssen."

Wachsender Konkurrenzdruck dürfte für Hamburg durch den Ausbau der Containerterminals in Rotterdam und durch die Eröffnung des neuen Terminals in Wilhelmshaven entstehen. Wilhelmshaven soll im August den Betrieb aufnehmen. Durch den Zuwachs an Terminalkapazitäten rechnet die Branche an der Nordsee allgemein mit einem neuen Preiswettbewerb.

Der HHLA-Vorstand gab keine konkrete Einschätzung darüber, wie Rotterdam und Wilhelmshaven den Wettbewerb in naher Zukunft beeinflussen werden. Peters und Behn betonten allerdings, dass die HHLA gezielt in den Ausbau der besonderen Hamburger Stärken investieren wolle. Dazu gehören vor allem die Bahnverbindungen für Containerzüge nach Osteuropa und nach Österreich, auch in eigenen Tochterunternehmen wie Metrans. Beim Containertransport hatte die HHLA im vergangenen Jahr mit rund 1,9 Millionen TEU einen neuen Spitzenwert erreicht. "Wir glauben", sagte Peters zum Wettbewerb der Häfen, "dass wir den besten Standort haben."

2011 konnte die HHLA ihr Geschäft noch stark ausbauen. Das Unternehmen näherte sich bei Umsatz, Gewinn und Containerumschlag seinem Rekordjahr 2008 an. Logistikkonzerne wie die HHLA hatten, bedingt durch die Weltfinanzmarktkrise, vor allem 2009 große Rückgänge beim Containerumschlag verzeichnet. Peters zeigte sich am Freitag zufrieden mit dem vergangenen Jahr: "Wir sind in einem schwierigen Marktumfeld deutlich schneller gewachsen als unsere wichtigsten Wettbewerber und haben dabei Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert", sagte er. Der Hamburger Hafen erreichte 2011 beim Containerumschlag vor Antwerpen wieder den zweiten Rang der Nordseehäfen. An erster Stelle liegt Rotterdam, auf Rang vier Bremerhaven. Peters führte die Steigerung in Hamburg vor allem auf das Wachstum des Containerumschlags bei der HHLA zurück: Der Zuwachs gegenüber 2010 betrug 22,1 Prozent auf rund 7,1 Millionen TEU.

An der gesamten sogenannten Nordrange hingegen war der Containerumschlag nur um 9,5 Prozent gewachsen. Hamburg hält in diesem Fahrtgebiet derzeit 25,4 Prozent Marktanteil. Die HHLA trägt rund drei Viertel zum Containerumschlag in der Hansestadt bei, der übrige Teil entfällt vor allem auf den Konkurrenten Eurogate.

Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz der HHLA um 14 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebit) stieg um rund sieben Prozent auf 207 Millionen Euro.