Das Oligopol fünf großer Ölkonzerne treibt die Preise
In der Neuen Deutschen Welle trällerte der Sänger Markus in seiner Spaßballade den damals utopischen Satz "Kostet Benzin auch drei Mark zehn". 30 Jahre später ist die Utopie Realität. Ja, viele Hamburger würden jede Tankstelle ansteuern, an der Sprit noch so günstig ist. In den vergangenen Monaten ist der Benzinpreis von einem historischen Hoch zum nächsten gehüpft. Dieser Anstieg kostet die Verbraucher und damit die Volkswirtschaft Abermilliarden.
Mit drolligen Aufklebern versuchen die Mineralölkonzerne dem Staat die Schuld an dieser Preisexplosion in die Schuhe zu schieben: Mehr als drei Fünftel, so die Botschaft, schöpft der Fiskus ab. In der Tat hat die Politik in den zurückliegenden Jahren durch Ökosteuer und Mehrwertsteuererhöhung ein gerüttelt Maß Mitschuld an Spritpreisen von 1,70 Euro und mehr. Und doch handelt es sich dabei um ein billiges Ablenkungsmanöver in Sachen teurer Sprit. Denn der Mineralölmarkt funktioniert schon lange nicht mehr so, wie es sich Marktwirtschaftler und Verbraucher wünschen. In einer umfassenden Studie kam das Bundeskartellamt 2011 zu dem Schluss, dass sich die fünf großen Tankstellenbetreiber in Deutschland gegenseitig kaum Wettbewerb machen: Gemeinsam bildeten Aral, Esso, Jet, Shell und Total ein "marktbeherrschendes Oligopol". Das gibt ihnen die Macht, auch mal über Nacht die Kraftstoffpreise um zehn bis zwölf Cent zu erhöhen und dann stufenweise abzusenken - da bleibt eine Menge in den Kassen der Konzerne hängen. Und weil praktischerweise die Preise für alle transparent sind, bedarf es auch keiner verbotenen Absprachen.
"Alles super", lautet ein Slogan eines der großen fünf Unternehmen. Die Wahrheit aber heißt: Nichts ist super. Die Benzinpreisbremse, die nun im Bundestag beschlossen werden soll, ist zumindest ein Schritt, das Preisgebaren der Konzerne zu stoppen. Ein weiterer wäre der mündige Verbraucher - Benzin sparen und Preise vergleichen könnte ihr kleiner Beitrag sein, die Preisspirale zu bremsen.