Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner
So hat sich die ARD das Experiment Thomas Gottschalk nicht vorgestellt. Der Moderator sollte das ARD-Vorabendprogramm aus dem Quotenkeller führen. Aber er hat das Desaster noch vergrößert. Und nicht nur das: Über das Thema Gottschalk streiten nun die WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel mit ihren Intendantenkollegen, von denen viele das Experiment offenbar vorzeitig beenden wollen.
Der Fall "Gottschalk live!" zeigt eindrucksvoll, dass die Krise des ARD-Gemeinschaftsprogramms, das 2011 die schwächsten Quoten seit seiner Gründung verzeichnete, auch eine Führungskrise ist. Es reicht nicht, mal eben einen prominenten Moderator anzuwerben. Man muss auch dafür sorgen, dass er mit einem stimmigen Konzept auf Sendung geht.
In der ARD gibt es offenbar niemanden, der diese Selbstverständlichkeit garantieren kann. Schlimmer noch: Nun, da das Kind in den Brunnen gefallen ist, herrscht Streit darüber, wie es weitergehen soll. Absetzen? Oder mit neuem Konzept weitermachen? Die ARD braucht Profis. Und sie muss trotz ihrer föderalen Struktur mit einer Stimme sprechen, wenn es um ihr Gemeinschaftsprogramm geht. Profilierungssüchtige Intendanten schaden dem Senderverbund nur.