Er hat sich extra einen Tag frei genommen, aber ganz fassen kann er es noch immer nicht: "Ich hätte ja nie damit gerechnet, dass das noch mal klappt", sagt er. Anderthalb Jahrzehnte lang musste Harald Seeger auf seinen ersten, eigenen Stand auf dem Eis der Alster warten. Den Gedanken dazu hatte er schon vor 15 Jahren, im Glühwein- und Bratwurstduft der Buden des letzten Alstereisvergnügens. Eigentlich sei es damals nur eine Schnapsidee gewesen, sagt er heute, eine, die er über die Jahre fast vergessen hätte. Doch jetzt ist sie Wirklichkeit geworden. Als die Eisdicke der Alster von Tag zu Tag wuchs, schrieb Seeger eine E-Mail an die Umweltbehörde. Überraschend kam die Zusage, ein letztes Zweifeln, dann war es geschafft: Seit Freitag schenkt Harald Seeger am Alsterufer Glühwein aus.
Die Alster und er - das ist eine lange Geschichte. An ihrem Lauf wurde er vor 43 Jahren in Poppenbüttel geboren, an ihr verbrachte er seine Kindheit. Mit Freunden baute er Flöße und ließ sich vom Wasser bis nach Ohlsdorf tragen. Viel weiter in die Ferne hat es ihn bisher nur selten getrieben. Heute lebt Seeger mit Freundin und Stieftöchtern in Tonndorf und arbeitet als Geschäftsführer einer Softwarefirma.
Nur zweimal hat er bisher die Hansestadt für mehr als nur einen Besuch verlassen: Ein Vierteljahr verbrachte er auf Mallorca, ein Vierteljahr in Mannheim. Die Alster hatte er dabei immer im Sinn. Das bekamen auch die Gäste seiner Stammkneipe in Mannheim zu spüren. Irgendwann hatte sich der Norddeutsche durchgesetzt und ihnen das "Radler" abgewöhnt, künftig war nur noch vom "Alsterwasser" die Rede. Mächtig lange habe das gedauert, erinnert er sich heute. Aber mit Warten hatte er noch nie ein Problem.