Neuwerk, Hamburgs Vorposten im Wattenmeer, ist im Eis gefangen. Das Packeis hat den Weg durchs Watt nach Cuxhaven für Treckergespanne unpassierbar gemacht.

Der zum Bezirk Mitte gehörende Hamburger Stadtteil Neuwerk ist vom Festland abgeschnitten. Auf einer Länge von vier Kilometern hat das Packeis den Weg durchs Wattenmeer nach Cuxhaven-Duhnen für Treckergespanne unpassierbar gemacht.

Steffan Griebel (37), der auf der Insel mit seiner Frau Alina und seinen Eltern, die Pension Hus achtern Diek betreibt, ist am Sonntag vorerst zum letzten Mal mit Trecker und Anhänger zum Festland gefahren. Seine Tochter Jana musste zurück nach Bad Bederkesa ins Internat und seine Eltern wollten den gebuchten Urlaub in die Karibik antreten. Griebel: „Da es allein zu gefährlich ist, weil man steckenbleiben kann, sind wir im Trecker-Konvoi mit zwei Nachbarn durchs Watt nach Cuxhaven gefahren.“ Das ginge nun aber nicht mehr, weil das Eis „überträgt“, so Griebel. „Der Trecker kann im Eis einbrechen und man weiß nun mal nicht, wie tief das Wasser darunter ist“, erläutert der zweifache Familienvater.

Für die wenigen auf der Insel gebliebenen Neuwerker ist es nicht ungewöhnlich, einige Tage keine Verbindung zum Festland zu haben. „Wenn es im Herbst richtig stürmt, sind wir schon mal eine Woche vom Festland abgeschnitten“, weiß Griebel aus Erfahrung. Dafür haben die Insulaner ihre eigene Notfallstrategie: Die Kühltruhen sind stets gefüllt, Lebensmittel reichlich bevorratet und Brot wird selbst gebacken. Erst nach etwa 14 Tagen werde es eng. „Früher gab es sogar in solchen Situationen eine Notversorgung mit dem Hubschrauber“, erinnert sich Steffan Griebel . Momentan hofft er noch, dass sich die Lage in den kommenden Wochen wieder entspannt.

Auf das Prinzip Hoffnung setzt auch Jörg Fischer. Fischer ist Leiter der Stackmeisterei Neuwerk. Der Betrieb gehört zur Hamburger Port Authority (HPA) und ist für die Wasserversorgung und für die Infrastruktur auf Neuwerk zuständig. Fischers Mitarbeiter arbeiten im Wechsel jeweils zehn Tage auf der Insel und haben dann vier freie Tage. Am Mittwoch wäre wieder Schichtwechsel auf Neuwerk: Mit dem HPA-Versorgungsschiff „Nige Wark“ müssten sechs Mitarbeiter von der Insel zurück ans Festland geholt und sechs zum Arbeitseinsatz nach Neuwerk gebracht werden. Dieser Austausch, so Fischer, ist momentan gefährdet : Die „Nige Wark“ (Baujahr 1964) fährt abseits der Fahrrinne nach Neuwerk. Da auf der Elbe viele Eisschollen treiben, ist die Fahrt für das in die Jahre gekommene Schiff, nicht ganz ungefährlich. Sollte der Personalwechsel nicht zustande kommen, heißt es für die sechs HPA-Mitarbeiter, erst einmal auf der Insel weiter auszuharren. „Die Kühlboxen der HPA-Kantine sind gegenwärtig noch gut gefüllt“, beruhigt Fischer.