Selbst im Winter setzt sich das deutsche Jobwunder fort. Während die Arbeitslosenquote in manchen Euro-Staaten an die 20 Prozent heranreicht, verzeichnet Deutschland nur einen geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Dank voller Auftragsbücher dürfte auch in Hamburg die Arbeitslosigkeit bald wieder unter die Marke von 70 000 sinken. Doch nicht alle profitieren von der Dynamik. Es ist ein großer Unterschied, ob man als Arbeitsloser von der Agentur für Arbeit oder vom Jobcenter betreut wird. Während die Agentur innerhalb eines Jahres einen Rückgang ihrer Arbeitslosen um satte 14 Prozent verzeichnet, sind es beim Jobcenter weniger als ein Prozent. Das Jobcenter betreut die Arbeitslosen, die länger als zwölf Monate ohne Job sind und von Hartz IV leben müssen.
65 Prozent der Kunden des Jobcenters Hamburg, rund 34 000 Personen, haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Das ist ihr größtes Problem. Ohne Ausbildung werden auch künftig ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz nicht steigen. Doch mit ein paar Qualifizierungskursen oder einem Bewerbungstraining ist es nicht getan. Die Betroffenen brauchen eine solide Ausbildung. Sie kann sich aber nicht an den Wünschen der Arbeitslosen orientieren. Denn ihre erste Chance auf Bildung haben sie offensichtlich vertan. Jetzt müssen sie sich für Bereiche entscheiden, in denen künftig ein großer Bedarf besteht: in der Altenpflege oder der Gastronomie. Sicher wird das nicht für alle die Lösung sein. Aber wenn der Staat hier nicht investiert, muss er ihren Lebensunterhalt auf Jahrzehnte finanzieren.