Einige Studios haben sogar einen Aufnahmestopp verhängt. Mitglieder der Kaifu-Lodge klagen über Überfüllung und verzögerten Ausbau.
Hamburg. Wer in den Abendstunden in der Kaifu-Lodge in Eimsbüttel trainiert, muss sich vor allen Dingen auf eines einstellen: lange Wartezeiten. Das gilt für einen freien Schrank in der Umkleidekabine, ein Laufband, einen Stepper, eine freie Dusche oder auch nur einen Platz auf der Trainingsmatte. Das Fitnessstudio am Isebekkanal ist zu vielen Tageszeiten hoffnungslos überlaufen.
Kein Einzelfall: Viele Fitnessstudios und Spas verzeichnen Besucheranstürme. Besonders in Eimsbüttel, dem bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs, kann es in den Trainingsräumen eng werden. Einige Fitnessklubs haben zum Teil einen Aufnahmestopp verhängt, so etwa das Meridian Spa in Eppendorf Ende vergangenen Jahres.
Viele Mitglieder der Kaifu-Lodge sind wegen des Massenandrangs verärgert. "Die Umkleidekabinen sind in der letzten Zeit mehr als überfüllt", sagt eine Studentin, die seit 2010 Mitglied ist. "Im Gerätebereich ist es nicht anders. Deswegen ist die Luft dort auch oft sehr schlecht." Der Tenor der Gespräche in den Umkleidekabinen ist eindeutig: Für 82,50 Euro (so viel kostet der reguläre Monatsbeitrag bei einjähriger Mitgliedschaft) muss mehr drin sein. Und dann ist da noch ein Satz, den man derzeit oft hört: "War da nicht was mit Umbau?" Ja - da war was mit Umbau. Im März vergangenen Jahres verkündete die Kaifu-Lodge über Facebook: "Endlich ist es so weit, unser Umbau und die Erweiterung der Kaifu-Lodge können noch dieses Jahr beginnen. (...) Der Umbau beginnt dieses Jahr ca. im Juli."
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Doch geschehen ist seitdem nichts. Auf die Frage, wann es denn losgehe, gibt es vonseiten der Kaifu-Leitung derzeit keinen Kommentar. Ob denn sicher sei, dass die Arbeiten in diesem Jahr starten? "Es ist noch verfrüht, darüber zu reden", so Carola Kippenberger, Sprecherin der Kaifu-Lodge.
Dafür hängt seit knapp einem Jahr der Umbauplan des zuständigen Architektenbüros Ehrensberger und Oertz an der Wand im Eingangsbereich. Die nebenstehenden Erläuterungen kündigen an, dass unter anderem die Umkleiden vergrößert, neue Trainingsbereiche geschaffen und ein Dachgeschoss mit "tollem Ambiente" entstehen soll. Seit Kurzem hängt dort allerdings noch ein kleiner Hinweis: "Der Baubeginn verzögert sich etwas. Wir informieren Sie rechtzeitig."
Von "rechtzeitig" kann nach Meinung vieler Mitglieder keine Rede mehr sein. Als die 23-jährige Paulina Hofmann im vergangenen Dezember von einem mehrmonatigen Australienaufenthalt zurück nach Hamburg kam, hatte sie eigentlich erwartet, dass die Kaifu längst umgebaut ist. "Ich habe mich geärgert, dass der Plan immer noch da hing und nichts passiert war. Deswegen habe ich mir ein anderes Studio gesucht." Vor ihrer Zeit im Ausland war sie gut ein Jahr lang Mitglied gewesen. "Besonders mit dem Kursprogramm und den Trainern war ich immer zufrieden. Nur auf die Warterei an Geräten und auf dem Parkplatz hatte ich irgendwann keine Lust mehr."
Ein anderes langjähriges Mitglied, das namentlich nicht genannt werden will, fordert einen Mitglieder-Aufnahmestopp - zumindest, bis die Kaifu tatsächlich größer wird. So wie bei der Konkurrenz, im Meridian Spa an der Quickbornstraße 26. Dort laufen derzeit die Erweiterungsarbeiten für eine neue Trainingsebene. "Ende vergangenen Jahres konnten wir keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen. Jetzt nehmen wir wieder auf, aber nicht zu Rabatt-Angeboten wie an anderen Standorten üblich", sagt Sprecherin Laura Menzler. "Es gibt eine Kapazitätsgrenze. Wenn diese erreicht ist, muss man eingreifen, damit das Trainieren für die Mitglieder angenehm bleibt."
Besonders in den ersten Monaten des Jahres ist der Andrang in Fitnessklubs am größten - die Neujahrsvorsätze bringen viele dazu, sich anzumelden. Wie groß die Nachfrage ist, zeigt sich auch beim neuen Fitnesscenter Aspria in Uhlenhorst. Obwohl es erst im März eröffnen wird, haben sich bereits etwa 1000 Menschen angemeldet. Pro Monat kostet der Premium-Club 110 Euro - wer sich erst nach der Eröffnung anmeldet, wird einen höheren Betrag zahlen müssen. Mit dem Ausfüllen eines Anmeldebogens ist es bei Aspria jedoch nicht getan. Das Prozedere gleicht eher dem eines Bewerbungsverfahrens: "Bei uns treffen sich die Interessenten zunächst mit einem Berater zu einem etwa einstündigen Gespräch in der Club-Lounge", sagt Sprecher Frank Plümer. Im Anschluss müssen die Bewerber noch einen Fragebogen ausfüllen und dabei angeben, was ihnen bei der Mitgliedschaft am wichtigsten ist. Etwa "Gesundheit und Wohlbefinden" oder "Gesellschaftliche Events". Zu Ablehnungen sei es bereits in einigen Fällen gekommen. "Es geht uns vor allen Dingen darum, den Interessenten unsere Klubphilosophie zu vermitteln." Schließlich sei der Klub mehr als nur Sportstätte. Es gehe darum, den Austausch der Mitglieder untereinander zu ermöglichen und ein lebendiges Klubleben mit Kultur- und Business-Events herzustellen. "Wer 'nur' kommt, um Sport zu machen, hat unser Rund-um-Konzept nicht verstanden", so Plümer.
Auch in die Kaifu-Lodge kommen die Leute nicht nur, um an den Geräten zu schwitzen. Das Kursprogramm, die lockere Stimmung und der ansprechende Außenbereich werden von den meisten Mitgliedern gelobt. "Nach dem Sport sitzen besonders im Sommer viele auf der großen Terrasse noch bei einem Bier zusammen", sagt Paulina Hofmann. Doch beim Klönen kommen die Gespräche dann eben doch wieder auf das eine Thema: die lästige Warterei und die Enge in den Kabinen.
Und dann kommt sie wieder, die Frage: War da nicht was mit Umbau?