Warum erst 14 von 50 Vorschlägen für neue Zonen umgesetzt wurden. ADAC warnt vor Drosselung der Geschwindigkeit auf Hauptstraßen.
Hamburg. Im Mai 2011 schien es so eindeutig: 50 neue Tempo-30-Zonen empfahl damals der Senat. Doch nur 14 wurden bisher eingerichtet. Vier weitere sind in diesem Jahr schon sicher, für viele Straßen laufen noch die Planungen. Das ergab eine Abendblatt-Anfrage bei den sieben Bezirksämtern. Am weitesten ist der Bezirk Nord mit sieben neuen 30er-Zonen. Im Bezirk Mitte ist dagegen noch keine einzige weitere Tempo-30-Zone eingerichtet worden. Am 23. Januar will sich dort die Bezirksversammlung mit dem Thema befassen. Auch im Bezirk Eimsbüttel sind von den zehn vorgeschlagenen Abschnitten bisher nur drei "in Planung", weitere sieben lediglich "angedacht".
Schon heute gilt in Hamburg auf rund 56 Prozent der 4000 Straßenkilometer die Geschwindigkeitsbegrenzung - allerdings nur auf Neben- oder Wohnstraßen. Die einzige Hauptstraße, auf der Tempo 30 gilt, ist die Stresemannstraße. Der Automobilklub ADAC plädiert dafür, dass das so bleibt. "Wir raten ab, weitere Hauptstraßen zu Tempo-30-Zonen zu machen", sagte ADAC-Sprecher Matthias Schmitting dem Abendblatt. "Mit solchen Plänen sollte äußerst vorsichtig umgegangen werden. Es besteht die Gefahr, dass sich der Verkehr dann woandershin verlagert", sagt Schmitting.
Diese Tempo-30-Zonen sind neu eingerichtet worden
Jeder Zweite viel zu schnell in Tempo-30-Zonen
Bundesweit führend ist Hamburg - gemessen am 56-prozentigen Anteil der Tempo-30-Zonen - aber nicht. Städte wie Berlin (72 Prozent), München (76 Prozent) oder Köln (70 Prozent) haben bereits weitaus mehr Zonen ausgewiesen, sagt der ADAC-Verkehrsexperte Carsten Willms. Allerdings: Dies sei in Hamburg der besonderen geografischen Lage geschuldet: "Hier gibt es keinen geschlossenen Autobahnring, mit dem der Innenstadtverkehr entlastet wird. In Hamburg wird alles auf den Kern zugeführt." Das mache es schwierig, weitere Tempo-30-Zonen auszuweisen, ohne den Verkehrsfluss zu bremsen.
Deshalb sieht der ADAC Hamburg in Sachen Tempo 30 grundsätzlich "gut aufgestellt". Veränderungen seien nur noch in "Nuancen" möglich. Doch im Bezirk Mitte geht es um mehr als nur Nuancen. Bei 26 Straßen beziehungsweise Straßenabschnitten steht die Entscheidung für oder gegen ein Tempolimit noch aus. Dazu sagt Falko Drossmann, SPD-Fraktionsvorsitzender in Hamburg-Mitte: "Wir sind guter Dinge, dass viele der vorgeschlagenen Streckenabschnitte in Tempo-30-Zonen umgewandelt werden." Die Vorschlagsliste sei von Mitarbeitern des Bezirksamts nach Prioritäten geordnet worden. Diese Liste sei mit der Wirtschaftsbehörde abgestimmt und dem Verkehrsausschuss vorgelegt worden. "Der Ausschuss tagt am 23. Januar und wird dann die Entscheidung bekannt geben", sagt Drossmann. Im Bezirk Mitte geht es unter anderem um die Hardenstraße, die Straße Billufer von Horner Rampe bis Daniel-Bartels-Straße, die Münzstraße von Kurt-Schumacher-Allee bis Münzplatz und den Öjendorfer Weg südlich der Reclamstraße.
Einen Schritt weiter ist man in Harburg. Die folgenden Straßen sollen noch 2012 zu Tempo-30-Zonen umgewandelt werden: die Bissingstraße, von der Buxtehuder Straße bis zur Schwarzenbergstraße; der Cranzer Elbdeich; die Haakestraße von der Schwarzenbergstraße bis zur Weusthoffstraße sowie die Triftstraße von der Heimfelder Straße bis zum Ehestorfer Weg.
In Bergedorf entschied sich der Hauptausschuss gegen die einzige für diesen Bezirk vorgeschlagene Tempo-30-Zone am Neuengammer Hausdeich, dort sei bereits eine Straßenverengung umgesetzt worden. Im Bezirk Wandsbek wurden die Straßen Busbrookhöhe, Farmsener Landstraße, Groten Hoff, Heestweg, Schierenberg, Wolliner Straße und Zamenhofweg von der Liste gestrichen. Eine Tempo-30-Zone in der Walddörferstraße zwischen Berner Heerweg und Am Stadtrand soll aber eingerichtet werden.
Im Bezirk Altona wird zu den drei bereits eingerichteten Tempo-30-Zonen noch das Tempolimit auf der Elbchaussee zwischen Dockenhudener Straße und Blankeneser Bahnhofstraße geprüft. Hier sind laut Bezirk aber "begleitende Verkehrsberuhigungsmaßnahmen erforderlich", die es "zu planen und abzustimmen" gelte.
Neben der notwendigen Abstimmung mit der Polizei verzögerten die zum Teil erforderlichen Umbauten und damit verbundenen Kosten die zügige Einrichtung von Tempo-30-Zonen.