Läuft alles wie geplant, so dürfte dies die letzte Jahrespressekonferenz von Thomas Enders als Airbus-Chef gewesen sein. Doch offenbar sind die französischen Anteilseigner des Mutterkonzerns EADS nun doch nicht bereit, ohne Bedingungen für seinen Aufstieg an die Spitze des Mutterkonzerns EADS zu stimmen. Das dürfte Enders ganz besonders ärgern, denn gerade er war es, der stets dafür gekämpft hat, nationale Interessen im Unternehmen zurückzudrängen.
Noch steht nicht fest, wer von der Jahresmitte an auf den Chefsesseln von Airbus und EADS sitzt. Eines aber ist sicher: Auch das neue Management des europäischen Flugzeugbauers steht vor erheblichen Herausforderungen. Zwar haben Louis Gallois und Enders entscheidend dazu beigetragen, Airbus eine erfolgreiche Zukunft zu sichern. So hat das Unternehmen den Markt bei den kleineren Fliegern und auch bei den Megajets fest im Griff, wie gestern auch die jüngsten Zahlen zeigten.
Doch im wichtigen Segment der mittelgroßen Langstreckenflieger hängt alles davon ab, dass der geplante Typ A350 nicht in ähnliche Probleme gerät wie das Boeing-Konkurrenzmodell 787 Dreamliner, das nach immensen technischen Schwierigkeiten erst mit drei Jahren Verspätung auf den Markt kam und milliardenschwere Mehrkosten verursachte. Man kann nur hoffen, dass die Europäer aus dem eigenen Debakel mit der A380 so viel gelernt haben, dass sich Derartiges nicht wiederholt.
Es steht für Airbus also sehr viel auf dem Spiel. Zusätzliche Behinderungen durch nationale Egoismen sind das Letzte, was die neuen Spitzen des Konzerns gebrauchen können.