Gerade schien sich die Schuldenkrise mit dem Jahreswechsel zu entschärfen, Spanien und Italien konnten neue Anleihe zu drastisch niedrigeren Zinsen bei den Investoren unterbringen als noch vor wenigen Wochen.
Und nun dies: Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P), die bereits den USA die Bonitätsbestnote entzog, hat nun auch Frankreich das AAA aberkannt. Auf den ersten Blick ist das eine schlimme Nachricht, weil Frankreich gemeinsam mit Deutschland die Hauptlast der Euro-Rettungspakete trägt. Es könnte nun schwieriger werden, am Markt das Geld für die Hilfskredite zu günstigen Konditionen aufzunehmen.
Doch ob Frankreich künftig tatsächlich spürbar höhere Zinsen zahlen muss, ist keineswegs sicher. Schließlich hat die Bedeutung, die man den Rating-Agenturen am Finanzmarkt beimisst, rapide abgenommen. Wie wäre es sonst zu erklären, dass Frankreich bisher viel höhere Zinsen zahlt als die USA, obwohl Paris die bessere Krediteinstufung hatte?
Ohne Zweifel hat das Trio der Bonitätswächter S&P, Moody's und Fitch in der Schuldenkrise die einstige Funktion als Frühwarnsystem längst eingebüßt. Die Agenturen vollziehen mit ihren Urteilen nur das nach, was bei den Investoren seit Monaten Konsens ist - im günstigsten Fall. Manchmal drängt sich sogar der Eindruck auf, als weigerten sich die Analysten starrköpfig, aktuelle positive Entwicklungen zu berücksichtigen.
Vor diesem Hintergrund kann man der EU nur wünschen, dass es ihr gelingt, die Arroganz des Rating-Kartells zu erschüttern.