Neues Konzept gegen Prostitution im Sperrgebiet
Zunächst einmal ist es das Eingeständnis des Scheiterns. Seit nunmehr 32 Jahren ist St. Georg Sperrgebiet, doch Behörden und Polizei waren zu keinem Zeitpunkt in der Lage, die Prostitution rund um den Hansaplatz zu unterbinden oder auch nur ernsthaft einzudämmen. Das wird in der Drucksache, die der Senat kommende Woche verabschieden will, auch offen eingeräumt. Das ist ehrlich - und ein Schritt in die richtige Richtung.
Das neue Konzept ist eine Umkehrung der bisherigen Vorgehensweise. Statt die meist in elenden Verhältnissen lebenden Prostituierten zu belangen - was kläglich gescheitert ist -, geht es jetzt an die Freier. Bis zu 5000 Euro Bußgeld sollen sie zahlen, wenn sie eine Prostituierte ansprechen. Kann das funktionieren?
Durchaus. Dabei ist das abschreckend hohe Bußgeld gar nicht der entscheidende Faktor. Allein die Tatsache, damit rechnen zu müssen, dass die Personalien aufgenommen werden (und peinliche Schreiben im Briefkasten landen), dürfte dafür sorgen, dass der Standort für viele Freier unattraktiv wird.
Das Problem der (Zwangs-)Prostitution wird so zwar nicht gelöst, sondern höchstens verlagert. Das ist aber auch gar nicht das Ziel der Verordnung. Vielmehr soll ein zentraler Stadtteil mit vielen Wohnquartieren, mit Kindergärten, Schulen und Jugendzentren geschützt werden. Und das ist richtig.
Eine Chance auf Erfolg ist aber nur gegeben, wenn die Polizei mit großem Personalaufwand vorgeht. Jeden Tag, rund um die Uhr. Ohne massive Präsenz wird die Verordnung genauso ergebnislos bleiben wie die bisherige Politik.
Und es sollte, parallel zur Erhöhung des polizeilichen Drucks, ein echtes Hilfsangebot für die Prostituierten geben. Keine Frau steht freiwillig in St. Georg am Straßenrand. Es ist ein Elendsstrich, ein mieses Geschäft unter unwürdigsten Bedingungen. Mit meist osteuropäischen Frauen, oft drogenkrank, die fast keine Chance haben, einen Ausweg aus ihrer desaströsen Situation zu finden. Ihnen echte Hilfe anzubieten wäre aller Mühen wert.