Ein Kommentar von Berndt Röttger.
Es ist eine Schande! Das verlassene Hundertwasser-Café in Ottensen zeigt einmal mehr, wie die Hansestadt Hamburg mit ihren kleinen aber feinen Stadtteil-Besonderheiten umgeht. Was abseits von Rathaus, Michel, Jungfernstieg und Elbphilharmonie geschieht, wird nur allzu gern übersehen und vergessen.
Dabei besteht die Millionenmetropole nicht nur aus dem glänzenden Stadtzentrum. In den 105 Stadtteilen befinden sich auch abseits der Touristenströme jede Menge Schätze, die mit dazu beitragen, dass diese Stadt so lebenswert ist.
In den 90er-Jahren wurde das Stadtcafé an der Behringstraße vom weltbekannten Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltet, dann wurde es von der Stadt an einen Immobilieninvestor verkauft - heute rottet der beliebte Treffpunkt vor sich hin. Aus dem Vorzeigeobjekt wurde ein Schandfleck für den Stadtteil. Dabei hatten die damaligen Café-Betreiber große Pläne: Das Kaffeehaus sollte zum Hotel im Hundertwasser-Stil ausgebaut werden und Touristen ins Szeneviertel locken. Den Zuschlag erhielt der Investor, der mehr Geld bot - nicht derjenige, der das interessantere Konzept präsentierte.
Die Altonaer Bürger tun gut daran, um ihr Kleinod zu kämpfen - solange es noch nicht völlig verfallen ist. Zumal die Bürger in diesem Kampf nicht allein sind: Denn auch die Bezirkspolitik setzt sich parteiübergreifend für den Erhalt des Kunstcafés ein.
Das Bürgerbegehren ist ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wenn die Substanz des Hauses noch nicht zu stark angegriffen ist, muss es im nächsten Schritt unter Denkmalschutz gestellt werden. Immerhin ist es ein in seiner auffallend schrägen Art einmaliges künstlerisches Gebäude.
Der Protest aus Altona ist ein deutliches Signal in Richtung Rathaus: Und dabei geht es nicht nur um das Hundertwasser-Café. Er zeigt in seiner Geschlossenheit von Politik und Bürgern auch, wie vernachlässigt sich der Stadtteil Altona vom fernen Rathaus fühlt.