Die Wahl-Hamburgerin ist ewiger Teenie-Schwarm, Super-Mama und Oma-Wunder. Sie feiert mit 250 Gästen und einer TV-Show.
Hamburg. Ewiges Teenie-Girl, Mutter der Nation oder Oma- Wunder – irgendwie, irgendwo, irgendwann ist Nena ein bisschen was von jedem. Vor allem aber ist sie Deutschlands Pop-Königin, die sich - wenn andere längst in der Versenkung verschwunden sind – kurzerhand mal eben selbst wieder auf den Thron setzt. Wenn Nena heute über die Bühne wirbelt, sieht sie fast noch immer aus wie auf den „Bravo“- Postern von damals. Nur liegen mehr als 25 Jahre und Höhen wie Tiefen des Showgeschäfts dazwischen.
Für Udo Lindenberg ist die Sängerin, die am Mittwoch 50 Jahre alt wird, außerirdisch wie „E.T.“: „Nena unterliegt keiner irdischen Zeitzählung. Sie ist nicht von dieser Welt.“ Und was sagt Nena selbst? „Ein halbes Jahrhundert schon hier zu sein – das kann ich mit dem Verstand gar nicht erfassen.“ Lässt Nena die berühmten „99 Luftballons“, die sie 1983über Deutschland hinaus zu einem Erfolg trugen, zum Geburtstag noch einmal fliegen? Auf ihrer großen Feier in ihrer Wahl-Heimat Hamburg will sie sich jedenfalls überraschen lassen. „Ich habe mir gewünscht reinzufeiern.
Rund 250 Gäste werden kommen, die Gästeliste habe ich geschrieben. Alles andere machen mein Mann und meine Kinder“, verriet die Mutter von vier Kindern, die inzwischen schon zwei Enkel hat.
Eine Großmutter, die im Kurzhaar-Look jugendlicher denn je aussieht und erst jüngst Titelmodell eines Versandhauskataloges wurde. Wenige Tage nach der Privat-Party soll die mit den Fans steigen, wenn Nena auf Tour geht. Sie wolle das wunderbare Gefühl, 50 zu werden, gern ausdehnen. Bei RTL steigt am Freitag (21.15 Uhr) eine große Geburtstagsshow für sie.
Vielleicht wird sich Gabriele Susanne Kerner aus Hagen, wie sie eigentlich heißt, im Trubel rund um den 50. fragen, ob sie alles „Nur geträumt“ hat? So hieß ihr Song, der nach einem Auftritt im „Musikladen“ – der damals populärsten Musiksendung im TV – zum Hit wurde. Nena, das Fräuleinwunder mit Stirnband und Ledermini, surfte auf der Neuen Deutschen Welle fortan von einem Erfolg zum nächsten.
Mit der zweiten Single, den „99 Luftballons“, gelangen ihr und der Band der Megahit: Die „99 Red Balloons“ schafften es an die Spitze internationaler Charts, darunter Platz 1 in Großbritannien und Platz
2 in den USA. Es folgten „Leuchtturm“, „?(Fragezeichen)“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Sie spielte in der Kinokomödie „Gib Gas – Ich will Spaß“ mit. 1987 trennte sich die Band, Nena startete ihre Solokarriere.
1989 musste die Sängerin, die zum Teenie-Idol geworden war, mit dem Tod ihres ersten Babys einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Mit dem Album „Wunder gescheh'n“ verarbeitete sie diese tragische Zeit und nahm einen neuen musikalischen Anlauf. Die Geburt ihrer Zwillinge inspirierte Nena schließlich ein Jahr später zu Kinder- Songs. Das Energiebündel, das sie bis heute geblieben ist, moderierte, spielte Theater und schrieb weitere Lieder, vor allem für Kinder. Irgendwie war der Star der 80er Jahre auch in den 90ern immer mal wieder präsent, aber der Erfolg stellte sich erst im neuen Jahrtausend wieder ein. Mit ihrem Millionenseller-Album „Nena Feat. Nena“ legte sie 2002 nach langer Durststrecke ein sensationelles Comeback hin. Wieder ausverkaufte Konzerte, wieder in den Charts.
Nena, die inzwischen mit ihrem Mann Philipp eine eigene Schule in Hamburg ins Leben gerufen hat (freies Lernen steht dort auf der Tagesordnung), scheint wunschlos glücklich. „Träume muss man sich doch irgendwie selbst ins Leben holen. Da gibt es ja leider nicht die Fee, die das mit dem Zauberstab alles regelt. Das muss man schon selber tun“, meint sie. „Und die Dinge, von denen ich so geträumt habe, die habe ich alle umgesetzt.“
Doch selbst die quirlige Frau, die Ex-Freund Lindenberg gern „Hannelore von Hüpf“ nannte, hatte bisweilen Momente, in denen sie ans Aufhören dachte. „Solche Phasen gehören für mich unbedingt dazu, denn auch daraus schöpfe ich Kraft“, erzählt die Frau, die keine Angst vor dem Alter hat. Ob sie auch als 60-Jährige noch auf der Bühne stehen will? „Wer weiß das schon? Zurzeit kann ich es mir jedenfalls nicht anders vorstellen.“