Die meisten Mitarbeiter sollen etwa ein Monatsgehalt extra bekommen. Dabei fuhr die Bank 2009 wohl einen Miliardenverlust ein.
Hamburg. Die angeschlagene HSH Nordbank will trotz tiefroter Zahlen an die allermeisten ihrer Mitarbeiter einen Bonus von etwa einem Monatsgehalt überweisen. So soll jeder deutsche Mitarbeiter unterhalb der Ebene der Bereichsleiter ein halbes Gehalt als Überstundenvergütung bekommen. Ein weiteres halbes Gehalt sollen Mitarbeiter bekommen, die „vor allem an Restrukturierungsthemen gearbeitet haben“, wie Personalchef Stefan Brügmann am Donnerstag in Hamburg sagte. Es handele sich „um eine größere Anzahl von Mitarbeitern." Seine Begründung: „Durch den Weggang vieler Kollegen und die umfassende Restrukturierung des Instituts haben die Mitarbeiter in den vergangenen Monaten eine immense Mehrbelastung hinnehmen müssen." Das sei ein fairer Ausgleich. Vorstände und Bereichsleiter seien von der Zahlung ausgenommen.
Die mit Steuermilliarden vor der Pleite geretteten Bank steht seit Monaten wegen ihres Umgang mit Bonuszahlungen in der Kritik. Konzernchef Dirk Nonnenmacher hatte sich 2009 Bonus- und Altersvorsorgezahlungen von 2,9 Millionen Euro trotz der Verluste gesichert. Andere Bonuspläne wurden erst nach der Veröffentlichung in Zeitungen gestoppt.
Der GAL-Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan wies darauf hin, dass die vom Aufsichtsrat der HSH Nordbank beschlossenen Sonderzahlungen für das Jahr 2009i dringend erklärungsbedürftig seien.
"Herr Kerstan sollte als führendes Mitglied einer der beiden Senatsfraktionen nicht nur Verwunderung äußern, sondern einen sorgfältigen Bericht des Senats im Parlament zu diesem Problem veranlssen", konterte der SPD-Fachsprecher für Haushaltspolitik, Peter Tschentscher.
Laut Brügmann kommt der Personalabbau der Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein voran: Bisher wurden rund 600 Vollzeitjobs gestrichen, insgesamt sollen 1.200 Stellen wegfallen. Zum Jahreswechsel hatte die Bank noch 3.610 Vollzeitstellen. Brügmann bestätigte, dass die Bank auch 2009 tiefrote Zahlen geschrieben habe. Die Ergebnisse sollen am 14. April vorgestellt werden.
Die HSH Nordbank rutscht derzeit von Quartal zu Quartal tiefer in die roten Zahlen. Das Institut fuhr in den ersten neun Monaten 2009 schon einen Nettoverlust von rund 821 Millionen Euro ein, für das Gesamtjahr wird mehr als eine Milliarde Euro erwartet.
Das Minus für 2008 hatte 2,8 Milliarden Euro betragen. Die Bank musste daraufhin im Frühjahr 2009 von Hamburg und Schleswig-Holstein mit einer Kapitalspritze und Milliardenbürgschaften vor dem Untergang bewahrt werden. Ursache der Verluste waren Spekulationen mit faulen Wertpapieren und andere verlustreiche Geschäfte. Die Bank räumte kürzlich vor dem Untersuchungsausschusses des Kieler Landtags erneut Fehler ein.
Aus der Politik kam erste Kritik an den Zahlungen. „Diese Extrazahlung kommt für mich überraschend, und ich halte sie für erklärungsbedürftig“, sagte der Vorsitzende der Hamburger GAL- Bürgerschaftsfraktion, Jens Kerstan. „Mitarbeiter in anderen angeschlagenen Unternehmen machen auch Überstunden und tragen mit Gehaltsverzicht zur Rettung ihres Arbeitgebers bei. Mir ist nicht ersichtlich, warum das bei der HSH Nordbank anders sein sollte.“
Die HSH Nordbank gehört zu rund 85,5 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, zu 5,3 Prozent den Sparkassen in Schleswig-Holstein und zu 9,2 Prozent Finanzinvestoren um den US-Anleger J.C. Flowers.