Lufthansa und die Pilotengewerkschaft einigten sich nach nur einem Tag Streik. Am Dienstag werden die Flüge wieder stattfinden.

Frankfurt/Main. Nach nur einem Tag wird der Pilotenstreik bei der Lufthansa ausgesetzt. Darauf einigten sich am Montagabend das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Der Flugverkehr sollte bereits am Dienstag wieder aufgenommen werden. Die VC verpflichtete sich, den Streik bis zum 8. März auszusetzen und ihre Piloten am Dienstag wieder zum Einsatz zu rufen.

Damit ist der von Unternehmen und Passagieren befürchtete größte Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt vorerst abgewendet. Cockpit hatte Streiks bis Donnerstag angekündigt. Nach einem Sonderflugplan der Lufthansa wären ohne die Einigung bis dahin rund 3200 Flüge ausgefallen.

Dennoch werden sich Fluggäste auch am Dienstag auf Behinderungen und Flugausfälle einstellen müssen. „Klar ist, dass es bei weitem keinen normalen Flugbetrieb geben wird“, sagte ein Lufthansa-Sprecher auf Anfrage.

„Das ist unser Versuch, wieder ins Gespräch zu kommen“, sagte der Vorsitzende der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm, zu der Aussetzung des Streiks.

Die Gewerkschaft hatte bei der von der Lufthansa angestrengten Gerichtsverhandlung zudem eine Forderung in Bezug auf die Lufthansa Italia fallengelassen. Die Lufthansa hätte nach Vorstellungen von Cockpit Millionen zahlen sollen, sobald ein Jet ihrer Tochtergesellschaft von einem Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags geflogen wird.

Nun soll ausschließlich über Entgelte und Arbeitsbedingungen der Piloten gesprochen werden. Die Arbeitsrichterin Silke Kohlschitter hatte den Kompromiss vorgeschlagen, dass sich die Tarifpartner möglichst schnell und ohne Vorbehalte wieder an den Verhandlungstisch setzen sollten.

Der Vergleich gilt für die bestreikten Gesellschaften Lufthansa, die Lufthansa Cargo und Germanwings. Beide Seiten rechneten mit Anlaufschwierigkeiten beim Flugverkehr am Dienstag.

Zuvor hatten die Lufthansa-Piloten am Montag große Teile des Flugverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Die Zahl der Flüge hat sich fast halbiert. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Die VC hatte mehr als 4000 Piloten in den Ausstand gerufen.

Nach einer Auswertung der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa wurden am Montag zwischen

0.00 Uhr und 16.00 Uhr 1014 Flüge der Lufthansa im deutschen Luftraum gezählt. An einem vergleichbaren Montag, dem 8. Februar, seien dagegen in diesem Zeitraum 1947 Lufthansa-Flüge gezählt worden. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte angekündigt, von Montag 0.00 Uhr bis einschließlich Donnerstag streiken zu wollen. Maschinen, die sich zu Streikbeginn noch im Ausland befanden, sollten aber noch zurückgeflogen werden. Die Regionalpartner der Lufthansa sind von dem Streik nicht betroffen. Die Lufthansa hatte einen Ersatzflugplan aufgestellt, der unter anderem mit Hilfe von Piloten aus dem Management etwa ein Drittel des Flugverkehrs aufrechterhalten soll. Die ebenfalls bestreikte Lufthansa-Tochter Germanwings teilte mit, trotz des Arbeitskampfes hätten drei Viertel aller Flüge stattgefunden. 120 von bundesweit 160 geplanten Flügen seien am ersten Streiktag ausgeführt worden.

Das befürchtete Chaos an den Flughäfen blieb am Montag allerdings aus. Passagiere wurden teils auf andere Fluggesellschaften oder bei innerdeutschen Strecken auf die Bahn umgebucht. Im Vergleich zu den üblichen 330000 Fernverkehrs-Kunden am Tag sei die Zahl der Reisenden bei der Bahn aber „nur geringfügig höher“ gewesen, teilte die Bahn in Berlin mit. In Abstimmung mit der Lufthansa wurden auf einigen Strecken Zusatzzüge eingesetzt oder die Platzkapazitäten erhöht.