Erst nach neun Stunden erlangte er sein Bewusstsein wieder. Polizei fahndet nach zwei Jugendlichen.
Hamburg. Mit Schlägen, Tritten und Kniestößen gegen den Kopf haben zwei bislang noch unbekannte Jugendliche in Hamburg einen 19 Jahre alten Auszubildenden so schwer verletzt, dass er zeitweise ins Koma fiel. Die Tat ereignete sich gegen 7 Uhr am Sonnabendmorgen in einem Metrobus der Linie 2 in Höhe der Schützenstraße (Bahrenfeld). Das spätere Opfer, das nach einem Kiezbummel auf dem Weg in seine Wohnung in Lurup war, hatte die Jugendlichen lediglich gebeten, die Musik aus ihrem Mobiltelefon leiser zu stellen. Daraufhin fielen sie mit äußerster Brutalität über ihn her.
"Es ist schockierend. Diese Typen haben in Kauf genommen, dass der junge Mann stirbt", sagt ein Polizeibeamter, der das Video aus der Bus-Überwachungskamera gesehen hat. Das Band wurde gestern noch nicht veröffentlicht. Die beiden Angreifer, die gut zu erkennen sein sollen, traten auch dann noch auf den Lehrling ein, als er bereits bewusstlos am Boden lag. Die Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Den Tätern wird versuchte Tötung vorgeworfen.
Vermutlich hat Marcel F. sein Leben dem Eingreifen anderer Fahrgäste zu verdanken. Sie seien schnell und beherzt eingeschritten, so die Polizei. Mehrere Männer zogen die Täter von dem Bewusstlosen weg, drängten sie aus dem Bus. Die Jugendlichen bespuckten die Helfer und rannten davon. Eine Sofortfahndung blieb ohne Erfolg.
Marcel F. erwachte erst neun Stunden nach der Tat in der Asklepios-Klinik Altona aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit. Durch die Schläge und Tritte hat er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. "Er hat noch großes Glück gehabt", sagt einer seiner behandelnden Ärzte. Sein Gehirn hat nach allen bisherigen Befunden keinen Schaden genommen.
Der 19-Jährige hat kaum Erinnerungen an die Tat. Aber er kann nicht fassen, was ihm geschehen ist. "Ich werde nachts lieber nicht mehr allein fahren", sagte er gestern.
Bei Opferschützern und Politikern hat die Tat Entsetzen ausgelöst. Wolfgang Sielaff, Chef des Weißen Rings in Hamburg, fordert vom Senat, das Thema Jugendgewalt-Prävention verstärkt ins Visier zu nehmen. Die Familienausschussvorsitzende Carola Veit (SPD) sagte: "Man muss sich fragen, ob man die Zusammenarbeit von Jugendrichtern, Familiengerichten und anderen verbessert."