Seiner Frau Christl hatte Michael Otto (66) eigentlich versprochen, kürzerzutreten. Nach dem Wechsel vom Chefsessel seines Versandhandelskonzerns in den Aufsichtsrat wollte sich der zweifache Vater und Großvater mehr um die Familie kümmern, auch ein bisschen mehr Tai-Chi und Yoga machen.
Stattdessen sitzt Otto heute zum wiederholten Mal im Hamburger Rathaus und versucht, die Parteien im Schulstreit doch noch zu einem Kompromiss zu bewegen. Zurückhaltend, aber hartnäckig und kundig in der Sache. Es ist typisch für den in Hamburg aufgewachsenen Unternehmer, dass er der Bitte von Bürgermeister Ole von Beust nachkam, das unangenehme Amt des Streitschlichters zu übernehmen. Auch als Chef der Otto-Gruppe schaute der promovierte Wirtschaftswissenschaftler stets über den Tellerrand des eigenen Konzerns hinaus. Aufgerüttelt durch den Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums begann Otto bereits in den 80er-Jahren das Unternehmen nach ökologischen Gesichtspunkten umzubauen. Heute unterstützt er den Anbau von Bio-Baumwolle in Afrika und kümmert sich um den Klimaschutz.
Zum Glück lässt sich Michael Ottos größte Leidenschaft, das Reisen, gut mit der Arbeit für seine Stiftungen verbinden - sonst bliebe ihm auch dafür kaum mehr Zeit.