Lagerhalle auf der Veddel stürzt unter Schneelast ein. Alstereis teilweise nur noch acht Zentimeter dick.
Nasser Schnee, tiefe Pfützen. Die Temperaturen steigen, das Eis schmilzt. Und alle Hoffnungen lösen sich in Luft auf. Es wird auch an diesem Wochenende kein offizielles Alstereisvergnügen geben. "Zu dünn und zu warm", heißt es in der Umweltbehörde. Letzte Messungen hätten ergeben, dass das sogenannte Kerneis zwischen zehn und 18 Zentimeter dick ist, an einigen Stellen sogar nur acht Zentimeter.
Für eine große Party auf der Außenalster mit Imbiss- und Glühweinständen müssen nach Behördeangaben aber 20 Zentimeter erreicht werden, um mehrere Hunderttausend Besucher gleichzeitig auszuhalten.
Das Tauwetter hinterlässt auch anderenorts Spuren. Schwere Schneemassen ließen gestern einen knapp 1000 Quadratmeter großen Teil einer 50 mal 200 Meter großen Lagerhalle auf dem Gelände des Kupferproduzenten Aurubis auf der Veddel einbrechen. Menschen wurden nicht verletzt. Als Ursache gelten die Schneemassen, die sich auf dem Flachdach aufgetürmt hatten und unter deren Gewicht das Dach zusammensackte.
Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot vor Ort und durchsuchten die Trümmer mit Rettungshunden, um mögliche Opfer zu finden. Gegen Mittag konnte allerdings Entwarnung gegeben werden.
Die Halle wurde zum Zeitpunkt des Unglücks nicht benutzt, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens. Seit 1992 werde in der Halle nicht mehr produziert. Als Lagerhalle werde sie nur noch sporadisch genutzt. Der Sachschaden beläuft sich nach Unternehmensangaben auf knapp 300 000 Euro.
Auch auf dem Hamburger Fernsehturm wurden die Schneemassen und Eisplatten gestern zur Gefahr. Um Unfälle zu vermeiden, schickte die Telekom vorsorglich vier Spezialisten, die in 150 Meter Höhe Eisplatten vom Turm schlugen. Die Polizei sperrte die Straßen rund um den Turm ab.
Auch der Bahnverkehr wurde dort kurzfristig eingestellt. Der Wind hätte die Eisbrocken auf die Schienen wehen können, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Deutsche Funkturm. Der Einsatz sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, damit sich kein dickes Eis bilde. Dieses könne herabfallen und Menschen verletzen.
Bei dem Versuch, das Vordach seines Hauses mit der Schneeschippe von Schnee und Eis zu befreien, stürzte ein Hamburger und verletzte sich lebensgefährlich. Das Dach brach dabei ein. "Mit einer Schädelhirnverletzung und Hirnblutung wurde der Verletzte in die Asklepios-Klinik St. Georg eingeliefert", sagt Asklepios-Sprecher Matthias Eberenz.
Während in den Notfallambulanzen und auf den Unfallstationen der Kliniken die Zahl der Knochenbrüche nach Glatteisunfällen weiter hoch bleibt (siehe Bericht unten), entspannt sich die Lage im Straßenverkehr deutlich. Die Zahl der schnee- und glatteisbedingten Unfälle auf den Straßen sei zurückgegangen, so ein Polizeisprecher. "Die Lage ist weitaus ruhiger als noch in den Vortagen." Bis zum frühen Nachmittag verzeichnete die Verkehrsleitzentrale der Polizei fast 100 Unfälle. Am Vortag waren es noch doppelt so viele. Zumeist blieb es bei Blechschäden.
Auch im Busverkehr blieben Unfälle aus. Dennoch ging hier zeitweise nichts mehr. Bis zum Mittag mussten Fahrgäste Wartezeiten von bis zu 30 Minuten in Kauf nehmen.
"Grund dafür waren die extrem glatten Busbuchten und Kreuzungsbereiche", sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Das Unternehmen hatte sämtliche verfügbaren Busse im Einsatz. Diese fuhren bis zum Mittag aber nicht nach dem regulären Fahrplan.
Das könnte in den kommenden Tagen allerdings wieder besser werden. Der Deutsche Wetterdienst gibt Entwarnung. "Der Winter legt erst einmal eine Pause ein", sagt Meteorologe Holger Kohlschem und verspricht Tauwetter. Am Tage sollen die Temperaturen auf jeden Fall über null Grad steigen.