Investor muss zehn Millionen Euro in die Renovierung stecken. Sponsor soll Namensrechte am “Telemichel“ kaufen können.
Der Blick über Hamburg aus rund 125 Metern Höhe ist atemberaubend. Die zugefrorene Alster, der Hafen oder das Heiligengeistfeld - die Stadt liegt einem sozusagen zu Füßen. Die Rede ist vom Fernsehturm. Seit neun Jahren sind die Aussichtsplattform und das Drehrestaurant geschlossen. Aber jetzt setzt sich Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) dafür ein, dass der einstige Besuchermagnet "wieder belebt" wird.
Er führte bereits ein ausführliches Gespräch mit Rudolf Pospischil, Geschäftsführer der Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). Die beiden trafen sich zum Ortstermin auf dem 42 Jahre alten Fernsehturm. Die DFMG ist Eigentümerin des Turms und eine Tochter der Deutschen Telekom. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Sprecherin Stefanie Halle: "Wir waren und sind zu Gesprächen mit Investoren aufgeschlossen. Es muss sich dabei um ein tragfähiges Konzept handeln und die erforderlichen Auflagen müssen eingehalten werden." Es seien Investitionen von rund zehn Millionen Euro notwendig, so Halle weiter. Allein um den Brandschutz wiederherzustellen, werden rund fünf Millionen Euro veranschlagt.
Das Abendblatt durfte exklusiv die ehemalige Aussichtsplattform und das Drehrestaurant, die beide komplett entkernt wurden, besichtigen: Im Restaurant in 127,5 Meter Höhe erinnert nur noch das Drehgestell an die glanzvollen Zeiten. Hier ließen sich die Besucher über Generationen "Kuchen satt" schmecken und genossen dabei den Blick auf die Elbmetropole. Stühle oder Tische gibt es nicht mehr - alles wurde zurückgebaut. Der Blick fällt auf die freigelegte Betondecke. Ein ähnliches Bild erwartet die Besucher auf der Aussichtsplattform, hier erinnern nur noch die Namen der Hamburger Sehenswürdigkeiten an den Panoramafenstern an die Vergangenheit.
Bezirksamtsleiter Schreiber möchte den markanten Turm aus seinem "Dornröschenschlaf" holen: "Der Telemichel ist ein Wahrzeichen der Hansestadt, das wieder zu einem attraktiven Anziehungspunkt für die Hamburger und Touristen gemacht werden müsste", sagte Schreiber. Der umtriebige Bezirksamtsleiter will jetzt nach Sponsoren suchen - seine Idee: "Die Namensrechte für den Turm sollten vergeben werden. Es gibt bestimmt einige Hamburger Firmen, die Interesse an dieser einzigartigen Werbeplattform hätten."
Wie berichtet, gab es immer wieder Interessenten für die seit Januar 2001 geschlossene Gastronomie und Aussichtsplattform auf dem Fernsehturm. Dass es bislang noch keinen Nachfolger gibt, liegt wohl in erster Linie an den hohen Kosten - insbesondere für den Brandschutz. Das Kernproblem: Das Treppenhaus, das als Rettungs- und Fluchtweg dient, ist nur 80 Zentimeter breit. Nach heutigen Vorschriften wären 1,25 Meter notwendig. Außerdem müssten in beiden Etagen flächendeckend Sprinkler- und Rauchmeldeanlagen installiert werden. Weiterhin werden für die Herrichtung der Flächen, dazu gehören auch Küche und Toilettenanlagen, rund zwei Millionen Euro veranschlagt. Für die Erneuerung der Personenaufzüge sind noch einmal etwa drei Millionen Euro notwendig.
In anderen deutschen Großstädten wie München oder Düsseldorf gibt es noch eine Gastronomie auf den Funktürmen. Der "Alex" in Berlin, der von der DFMG selbst betrieben wird, hat jährlich rund 1,2 Millionen Besucher.