Die Hamburger Vertriebler des Versicherers geraten im Kampf verschiedener Abteilungen zwischen die Fronten. Betriebsrat fürchtet Jobabbau.
Hamburg. Die Auseinandersetzung um die Zerschlagung des Hamburger Versicherers Deutscher Ring nimmt immer schärfere Formen an. Mit einer neuen Vertriebsorganisation will die Deutsche Ring Sach- und Lebensversicherung (DR Sach Leben) ihre Position im Streit mit der Deutschen Ring Krankenversicherung (DR Kranken) stärken. Beide Unternehmen arbeiteten Jahrzehnte einträchtig unter einem Dach mit einem gemeinsamen Verwaltungs- und Vertriebsapparat, bis der Schweizer Eigentümer Baloise eine Neuausrichtung des Unternehmens forderte.
DR Sach und Leben sollen enger mit der Basler Versicherung verzahnt werden, die ebenfalls zu Baloise gehört. Die DR Kranken ist dagegen ein Versicherungsverein, gehört also den Versicherten, und steht den Plänen der Schweizer im Wege, die nun eine Entflechtung der Unternehmensgruppe fordern. Die DR Kranken hat sich inzwischen mit der Signal-Iduna-Gruppe zusammengeschlossen. Die Auseinandersetzungen dauern seit mehr als einem Jahr an und belasten vor allem die Beschäftigten, die zum Teil gemeinsame Arbeitsverträge mit DR Sach Leben und DR Kranken haben.
Durch die Unsicherheit haben sich rund 50 Vertriebler, darunter auch Führungskräfte, bei der Signal Iduna beworben. "Die Einstellung von Vertrieblern aus der gemeinsamen Vertriebsorganisation mit rund 600 freien Handelsvertretern durch Signal Iduna gefährdet Arbeitsplätze", sagt Frank Grund, Vorstandsvorsitzender von DR Sach Leben. Als Gegenmaßnahme wurde eine neue Stammorganisation als zusätzliche Vertriebseinheit gegründet. Die Führungskräfte dafür wurden mit einer Verdoppelung der Vergütung von der bisherigen Stammorganisation abgeworben, behauptet die Signal Iduna. Baloise wollte sich dazu nicht äußern. Mit einer Kopfprämie sollen offensichtlich möglichst viele Vertriebler aus der alten Organisation gewonnen werden. Der Vorteil: In dieser neuen Vertriebsorganisation kann DR Kranken nicht mehr mitreden. Ihr wurde aber angeboten, Produktpartner zu werden. Falls dieser Plan nicht aufgeht, sollen die Krankenversicherungen der HanseMerkur angeboten werden. "Wir haben uns auf Anfrage des DR Sach Leben lediglich bereit erklärt, unsere Produkte anzubieten", sagte gestern ein Sprecher der HanseMerkur dem Abendblatt. "Wir sind aber in dem Streit völlig neutral und würden eine Lösung innerhalb der Unternehmensgruppe begrüßen."
Der Betriebsrat der Unternehmensgruppe Deutscher Ring befürchtet einen zusätzlichen Stellenabbau. "Wenn jetzt viel Geld für eine neue Vertriebseinheit in die Hand genommen wird, muss das an anderer Stelle wieder eingespart werden", sagt Helga Reichow, Betriebsratsvorsitzende des Deutschen Rings. "Wir fürchten, dass das auf der Personalseite sein wird. Mit der Neugründung soll der alten Vertriebsorganisation das Genick gebrochen werden."
Der Streit in der Unternehmensgruppe Deutscher Ring hat inzwischen auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf den Plan gerufen. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" dringt auch die Behörde auf eine Aufspaltung. Eine BaFin-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern. "Zu einzelnen Unternehmen können wir nichts sagen."