Die Stadtreinigung Hamburg ist mit 120 Streufahrzeugen auf den Straßen im Dauereinsatz. Die Kleinsten freuen sich über die weiße Pracht.
Hamburg. Der Wintereinbruch in Hamburg hat auf den glatten Straßen zu chaotischen Verhältnissen geführt: Alleine von Donnerstagabend bis zum frühen Freitagmorgen registrierte die Polizei bei Schnee und Schneeregen rund 130 Unfälle. Zum Glück blieb es dabei meist bei Blechschäden.
Die Busse der Hochbahn mussten zwischen 21 und 23.30 Uhr teilweise ihre Fahrten einstellen, oder die Wagen wurden umgeleitet, weil zahlreiche Straßen abschnittsweise wegen der extremen Glätte nicht befahren werden konnten. Es kam zu Verspätungen von bis zu 60 Minuten.
Wer ein Taxi bestellte, musste ebenfalls lange Wartezeiten in Kauf nehmen: "Unsere Fahrer konnten aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse nur sehr langsam fahren", sagt Jürgen Kruse, zuständig für Qualitätsmanagement bei der Funkzentrale Taxi Hamburg 6x6.
Der Winterdienst der Stadtreinigung Hamburg (SRH) war seit Donnerstagabend mit 120 Streufahrzeugen auf den Hauptverkehrsstraßen, Strecken mit Buslinienverkehr und Verbindungsstrecken im Einsatz. Das sind insgesamt rund 3300 Straßenkilometer. Ein Streudurchgang dauert etwa 3,5 Stunden.
Tagsüber streuten rund 1000 Einsatzkräfte auch an Zebrastreifen und Ampeln.
Am Freitagmorgen hatte sich die Lage auf den Straßen laut einer Polizeisprecherin dann "entspannt. Selbst Verkehrsknotenpunkte, an denen es sonst zu Behinderungen kommt, waren frei."
Viele Autofahrer waren offensichtlich auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen.
Am Freitagnachmittag bei Temperaturen um minus acht Grad rückten die Streufahrzeuge dann bereits zu ihrem dritten Einsatz aus: "Die Fahrbahnen sind nass, und weil für die Nacht Frost vorhergesagt wurde, droht verbreitet Eis- und Schneeglätte", sagte SRH-Sprecher Reinhard Fiedler.
Die SRH erprobt in diesem Jahr eine deutschlandweit einmalige Kombination aus satellitengestützter Streuplan-Navigation, Messsensoren in Fahrbahnen und an Einsatzfahrzeugen sowie computergesteuerter Streutechnik: "Das ermöglicht uns, dass wir die Menge Feuchtsalz, die gestreut werden muss, exakt temperaturabhängig berechnen können", sagt SRH-Sprecher Fiedler.
Während die weiße Pracht auf den Straßen für Autofahrer oft unangenehme Folgen hat, freuen sich Kinder und Spaziergänger über den ersten Schnee: So auch im Jenischpark, wo schon viele Familien mit Schlitten unterwegs waren. Dem kleinen Noah-Ben Walk (2) gefiel der Ausblick auf die weiße Decke sichtlich gut. Allein darin auch noch zu spielen und sich kalte Finger zu holen, das kam für den eher gemütlich veranlagten Jungen nicht infrage. "Die Schneebälle musste ich für ihn werfen", sagt seine Mutter Barbara Walk. "Ich bleib lieber in der warmen Karre", sagt Noah-Ben und gräbt seine Hände noch tiefer in die Decke.
Für Pelle Bo Nerger ist es der erste Schnee seines Lebens. "Er ist in Shanghai geboren und aufgewachsen", erklärt sein Vater Timo Nerger.
Auch Pelle sieht noch nicht ein, weshalb er von dem Schnee kalte Finger bekommen sollte. Lieber thront er mit skeptischem Blick auf seinem Schlitten. "Darauf, dass wir die Schneeschippe für ihn mitnehmen, hat er aber bestanden", sagt seine Mutter Karen Behrendt.
Das Winterwetter bleibt Hamburg zunächst einmal erhalten. Denn auch in den nächsten Tagen bleibt es kalt: In der Nacht zu diesem Sonntag werden minus acht Grad erwartet. Am vierten Advent zieht dann von Nordwesten Schneefall über die Hansestadt, sodass die Straßen auch am Montag wieder glatt sein werden. Ob Hamburg dieses Jahr weiße Weihnachten erleben wird, ist noch nicht endgültig zu sagen.
"Die Chancen stehen aber gut", sagt Hans-Arnold Pols vom Deutschen Wetterdienst. Allerdings wird es wohl eine knappe Geschichte werden: "Die Temperaturen werden nahe dem Gefrierpunkt liegen, Schnee fällt nur am kommenden Dienstag und Mittwoch", sagt Hans-Arnold Pols. Aber immerhin: An den Feiertagen stehen die Chancen für frischen Schnee laut Pols wiederum gut.