Seit etwas mehr als einem Jahr studiert Sven Sieg an der Hamburger Uni, diese Woche hat er erstmals in ihr übernachtet. Zusammen mit seinen Kommilitonen hat der 22-Jährige das Audimax besetzt. Die Studenten demonstrieren gegen Studiengebühren und aus ihrer Sicht undemokratische Verfahren an ihrer Alma Mater. "Unsere Aktion war nicht von langer Hand geplant, sondern spontan", sagt der schlaksige junge Mann aus Poppenbüttel, der zurzeit in einer WG in Barmbek lebt. Dort sind die Zustände an der Uni kein sehr großes Gesprächsthema. Nicht alle Mitbewohner sind so engagiert wie Sieg, der im dritten Semester Politik studiert.
Ursprünglich wollte er nach Berlin gehen nach dem Abitur, aber dort war der Numerus clausus zu hoch. Er ist trotzdem oft in der Hauptstadt, viele seiner Freunde und seine Schwester wohnen dort. "Ich hasse Fernsehen", sagt Sieg und grinst - er gehört zu der Gemeinde der Vielleser. Wenig Belletristik, viel Politisches. Wenn er ausgeht, dann in der Schanze. Er will übrigens nicht jede Nacht im Audimax übernachten, "am Wochenende schlafe ich zu Hause". Auch weil er gerade eine Hausarbeit zu dem Thema "Entwicklungspolitik" schreibt. Aber die Nächte an der Uni haben manches für sich: auch Uni-Besetzer feiern Partys. Sieg, Schlagzeuger einer Rockband, hat mit einigen anderen sogar im Audimax getrommelt. Zurzeit gehört der Hörsaal ihnen.