Bald könnte die Gleichstellung Homosexueller eine weitere Hürde nehmen: Im Grundgesetz soll bald stehen, dass niemand wegen seiner “sexuellen Identität“ benachteiligt werden dürfe - in Artikel 3 Absatz 3.
Das sieht eine Initiative der Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin im Bundesrat vor. Und auch die noch amtierende Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) kämpft für mehr Rechte für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften. Die Ehe von Mann und Frau galt Politikern und Kirchen dagegen bisher als zu beschützendes Gut.
"Ich glaube, dass es bei aller Toleranz für gleichgeschlechtliche Beziehungen für Kinder besser ist, wenn sie bei Mann und Frau aufwachsen", sagte zum Beispiel der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk. Auch Wolfgang Bosbach, der Unions-Fraktionsvize, zeigt sich skeptisch. "Kinder sind am besten aufgehoben bei Mann und Frau. Eine völlige Gleichstellung möchten wir nicht." Für seinen Parteifreund Volker Kauder wäre ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben nicht mit dem christlichen Menschenbild seiner Partei vereinbar: "Volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben widerspricht den Interessen von Kindern. Das bestätigen Kinderpsychologen und Kindertherapeuten." Eltern sollen Frau und Mann sein, damit das Kind von zwei komplementären Elternteilen großgezogen wird. Im Auftrag des Bundesjustizministeriums hat das Staatsinstitut für Familienforschung der Universität Bamberg die "Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften" untersucht.
Die Untersuchung räumt mit den Bedenken der Konservativen auf, die bisher gegen ein gemeinsames Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ins Feld geführt wurden. Homosexuelle Paare seien keine schlechteren Eltern; die Kinder entwickelten sich genauso gut wie in anderen Familienformen, so fasst Zypries das Ergebnis der Studie zusammen. Entgegen gängiger Vorurteile fehle den Kindern weder der Vater oder die Mutter, um eine Geschlechtsidentität zu entwickeln, noch würden sie deswegen automatisch selber homosexuell werden. "Die Kinder sind mindestens ebenso, wenn nicht sogar ein bisschen mehr, in den jeweiligen Geschlechterrollen verwurzelt", erläutert die Leiterin der Studie, Marina Rupp. Allein in Hamburg nahmen 34 homosexuelle Elternpaare an der Studie teil.