SPD-Landeschef Ingo Egloff zeigte sich „sehr enttäuscht“ und „überrascht“ über das Ausmaß der Verluste.
Hamburg. Auch Hamburgs Sozialdemokraten sind bei der Bundestagswahl am Sonntag ordentlich abgestraft worden. Sie bleiben aber immerhin noch stärkste Kraft in dem Stadtstaat – gegen den Bundestrend. Mit 28,3 Prozent lag die SPD nach den Hochrechnungen allerdings erstmals seit 40 Jahren nur noch ganz knapp vor der CDU (27,7) und sie fuhr damit ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Bisher waren sie in der traditionellen SPD-Hochburg Hamburg bei Bundestagswahlen immer mit deutlichem Abstand zu den Christdemokraten ins Ziel gegangen.
„Das desaströse Ergebnis ist auch die Rechnung für Streit, Intrigen und putschartige Vorkommnisse“, meinte eine enttäuschte SPD- Frau. So hatte zuletzt der frühere Juso-Vorsitzende Danial Ilkhanipur im November 2008 die Macht im Bezirk Eimsbüttel an sich gerissen, indem er heimlich eine Mehrheit gegen den Partei-Linken Nils Annen organisiert hatte.
SPD-Landeschef Ingo Egloff zeigte sich „sehr enttäuscht“ und „überrascht“ über das Ausmaß der Verluste, führte sie aber auch auf die niedrige Wahlbeteiligung von nur etwa 70 Prozent zurück. Es sei offensichtlich nicht gelungen, die Wähler für die SPD zu mobilisieren. Die Gründe dafür mochte er am Wahlabend nicht analysieren: „Die Situation ist so wie sie ist“, sagte er lediglich. Klar scheint aber für die meisten Genossen, dass die Karten in der Hamburger SPD nach der Wahl neu gemischt werden.
CDU-Spitzkandidat Dirk Fischer gab sich trotz der leichten Verluste für die CDU in Hamburg mit dem bundesweiten Ergebnis für seine Partei überaus zufrieden: „Entscheidend ist, dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt“, betonte er. Zufrieden können die Christdemokraten trotzdem mit ihrem Hamburger Ergebnis sein. Am Wahlabend sah alles danach aus, dass die CDU der SPD drei Wahlkreise abnehmen konnte – zum ersten Mal in Geschichte der Stadt.
Geradezu begeistert waren FDP-Spitzenkandidat Burkhardt Müller- Sönksen (12,8 Prozent) und Linken-Spitzenkandidat Jan van Aken (11,5 Prozent) über die „erdrutschartigen“ Zugewinne für ihre Parteien. „Wir haben den erhofften Stimmenzuwachs noch deutlich übertroffen und zum ersten Mal inHamburg in zweistelliges Ergebnis erreicht“, freute sich Linken-Fraktionschefin Dora Heyenn. FDP-Landeschef Rolf Salo betonte: Der Erfolg werde der Hamburger FDP einen „ordentlich Schub“ geben. „2012 werden die Liberalen es auch wieder in die Bürgerschaft schaffen, das ist sicher“, meinte Salo.
Hamburgs Grüne, die mit etwa 15,2 Prozent im Vergleich zu 2005 sogar noch leicht zulegen konnten, gaben sich nicht ganz so euphorisch. Sie habe trotzdem „gemischte Gefühle“, sagte ihre Spitzenfrau Krista Sager. Wenn sie daran denke, dass unter Schwarz- Gelb jetzt längere Laufzeiten für Atomkraftwerke zu erwarten seien, dann könne sie sich nicht wirklich freuen. Ihre Parteifreunde sahen das bei der Wahlparty im „Herzblut“ auf St. Pauli anders. Hier wurde kräftig gefeiert, auch weil das Ergebnis klar gemacht hat, dass die Kröten, die der grüne CDU-Koalitionspartner schlucken musste – wie den Kohlekraftwerksbau Moorburg und Elbvertiefung – der GAL weniger geschadet haben, als von vielen befürchtet.