Zehn reitende Beamte sollen beim Fußball und auf Demonstrationen für Ruhe und Ordnung sorgen.
In der Polizei-Reithalle in Groß Borstel am Licentiatenweg endete im September 1975 eine fast 105 Jahre lange Tradition: Unter Pfiffen und wütenden Rufen des Publikums wurden die letzten Hamburger Polizeipferde versteigert. Fast 90 000 Hamburger hatten zuvor gegen die Auflösung der Reiterstaffel Unterschriften gesammelt, zwölf Bürger Klage erhoben - vergebens. Natan, der verkehrssichere, und Exzellenz, der springfreudige Fuchswallach, wechselten die Besitzer. 65 Polizeireiter sattelten auf seelenlose Peterwagen um.
Knapp 34 Jahre später sollen nach den Plänen von Innenbehörde und Polizeiführung wieder berittene Polizisten für Sicherheit sorgen. Zehn reitbegeisterte Beamte sollen bis 2010 über eine interne Ausschreibung ausgewählt werden. Die neue Reiterstaffel soll über acht Polizeipferde verfügen, gab Polizeipräsident Werner Jantosch gestern bekannt. 400 000 Euro sind bereits für den Aufbau der Reiterstaffel verplant. Jantosch rechnet mit weiteren 200 000 Euro jährlich für den laufenden Betrieb.
Wo und in welchem Ausbildungsstand die künftigen Hamburger Polizeipferde gekauft und wo sie untergebracht werden sollen, dazu gibt es noch keine genauen Pläne. Sicher ist die Polizei jedoch: "Der Ohlsdorfer Friedhof, der Elbstrand oder der Volkspark sind ideale Gebiete für den Einsatz der Reiterstaffel", erklärte Jantosch. Gleichzeitig sei geplant, dass die hoch aufsitzenden Beamten bei Fußballspielen und Demonstrationen durch ihre Größe für Ruhe und Ordnung sorgen. "Wir sind von der Wiedereinführung der Reiterstaffel überzeugt", sagte Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU). Der Erfolg in den anderen sechs Bundesländern, die Reiterstaffeln unterhielten, zeichne viele gute Gründe dafür auf. Die Möglichkeiten der Hamburger Polizei würden "um bedeutende Weise" erweitert werden. Unterstützung kommt von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): "Polizeipferde sind ein beeindruckendes Einsatzmittel", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Freddi Lohse. "Wenn 600 Kilogramm schnaufendes Lebendgewicht auf Störer zukommen, löst das mehr als nur Respekt aus."
Kritik kommt - angesichts der ebenfalls gestern bekannt gegebenen Umbaupläne für Polizeikommissariate - von der SPD: Die Pläne seien paradox, da der Polizei Geld für Personal fehle und sie gleichzeitig Geld für Pferde ausgeben wolle, sagte Innenexperte Andreas Dressel. Jantosch hingegen kontert mit dem besonderen Preis-Leistungs-Verhältnis: "Ein berittener Polizist erzielt eine wesentlich größere Wirkung als eine Fußstreife."
1975 waren die Hamburger Polizeipferde aus Kostengründen zunächst abgeschafft worden. Doch auch in anderen Bundesländern ist ihr Einsatz nicht unumstritten. In Niedersachsen stand die Reiterstaffel erst vor zwei Jahren kurz vor dem Aus. Der Landesrechnungshof hatte die hohen Kosten bemängelt. Doch mit Bezug auf aktuelle Studien stellte sich das niedersächsische Innenministerium hinter seine Reiter. Danach ersetze ein Polizeipferd bei Großeinsätzen bis zu zwölf Polizisten, die zu Fuß gingen.