Die Miete wird zu hoch für das Traditionshaus. Jetzt wird eine weitere Verödung der Innenstadt befürchtet.
Für Cineasten läuft es gerade wie in einem schlechten Film - ohne Happy End: Das Passage-Kino, das fast 100 Jahre alte Filmtheater an der Mönckebergstraße, muss Ende November schließen. Der Grund: Die Miete für die City-Lage sollte deutlich angehoben werden, wirtschaftlich untragbar für das kleine Kino (768 Plätze), heißt es bei der Cinemaxx-Gruppe, die das Kino seit 1988 betreibt. "Der Vermieter, eine Erbengemeinschaft, hat den Vertrag gekündigt. Nur gegen eine enorme Mieterhöhung hätten wir das Haus weiterhin bespielen dürfen", sagt Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt.
Fast schon legendär sei das Passage-Kino, das am 1. November 1913 mit dem Monumentalfilm "Richard Wagner" eröffnet wurde, sagt Autor Volker Reißmann, der sich für sein Buch "Mach dir ein paar schöne Stunden" (Edition Temmen) mit der Hamburger Kino-Historie beschäftigt hat. "Es ist ein Jammer, dass dieses Traditionshaus mit dem wunderbar plüschigen Foyer dichtmachen muss, weil die Besitzer auf eine größere Rendite schielen." Gerüchte, dass das Passage-Kino in eine Passage voller Einkaufsläden verwandelt werden solle, habe es in der Geschichte des Filmtheaters immer wieder gegeben. "Jetzt scheint es endgültig so weit zu sein", sagt Reißmann. "Als Folge wird die Innenstadt noch weiter ihre Unverwechselbarkeit einbüßen und nach 20 Uhr noch öder anmuten." Auch City-Managerin Brigitte Engler bedauert die geplante Schließung: "Sehr schade, schließlich hat das Passage-Kino in den Abendstunden die Stadt belebt."
Etwa 150 000 Besucher haben sich laut Betreiber Cinemaxx jedes Jahr im Passage-Kino Filme auf der großen Leinwand angesehen, zuletzt hätten insbesondere preisgekrönte Streifen wie "Der Vorleser" und "Slumdog Millionär" Zuschauer in die drei Säle an der Mönckebergstraße gelockt. "Wir hätten zu gern weitergemacht und 2013 den 100. Geburtstag unseres Kinos gefeiert", sagt Theaterleiter Holger Steinert über sich und seine 18 Mitarbeiter. Das Besondere an Hamburgs ältestem Kino: "Zum Beispiel, dass bei Breitwandfilmen im großen Saal die Leinwand ausgefahren und seitlich aufgeklappt wird", sagt Holger Steinert, der das Kino seit 21 Jahren führt.
"Wir bedauern den Verlust jedes kleinen Kinos", heißt es in der Kulturbehörde. Aber immerhin gebe es auch eine gute Nachricht aus der Kino-Landschaft: Das Metropolis, das seit 2008 im Savoy am Steindamm Filme zeigt, während das Stammhaus an der Dammtorstraße umgebaut werde, sei gut angenommen worden.
Hamburg sei ein "schwieriger Markt für Kinos", sagt Arne Schmidt von Cinemaxx. Zu viele Filmhäuser seien eröffnet worden. "Ein Glück, dass der Markt nicht vollkommen zusammengebrochen ist." 24 Kinos gebe es noch in der Hansestadt, sagt Autor Volker Reißmann. Denn einige hätten bekanntlich nicht überlebt: Im Juni 2006 musste der Ufa-Palast am Gänsemarkt endgültig schließen, im März 2008 das Grindel-Kino, kurz darauf das "Studio" in der Bernstorffstraße. Nun folgt im November das "Passage": "Sollte sich in guter Innenstadt-Lage eine kinogeeignete Fläche finden lassen, die auch bezahlbar ist, dann würden wir aber sofort weitermachen", sagt Arne Schmidt.