Besuchermagnet Hafengeburtstag: Auch diesmal kamen am Wochenende wieder gut 1,2 Millionen Menschen an die Landungsbrücken.

Hamburg. Ein pralles Showprogramm auf dem Wasser, in der Luft und an Land dürften an allen drei Tagen auch etliche Touristen nach Hamburg gelockt haben, so hieß bei den Veranstaltern. Doch wie maritim und wie hamburgisch ist dieses Fest noch, das als das größte Hafenfest der Welt republikweit beworben wird? Abendblatt-Reporter haben sich dazu auf Spurensuche begeben und wurden gleich beim Alten Elbtunnel fündig. Hier verkauft mitten im Festrubel „Käpt’n Schwarz“ seine Fischbrötchen. 2,60 kostet es mit einem Hering drin, für zwei Euro gibt es eine Flasche Astra dazu. Der 47jährige hat dort seinen festen Imbiss, schippert aber auch als Barkassenbetreiber durch den Hafen: Dass der Hafengeburtstag hamburgisch ist, steht für ihn außer Zweifel: „Das ist das Hamburger Fest“, sagt er.

Doch beim mühsamen Gang durch die Menschenmengen auf der Festmeile kommen daran zunächst doch wieder Zweifel auf, je weiter wir uns von Astra, Fischbrötchen und Käpt’n Schwarz entfernten. Asia-Imbiss, Pommes, „Gewinnnäää,-Gewinnnnäää“-Rufe von Losbuden – das könnte es auch auf dem Dom geben, oder auf dem Freimarkt in Bremen oder dem Karneval in Sonstwo.

Zurück auf den Landungsbrücken ist die Hamburger Hafenwelt aber wieder schlagartig in Ordnung: Ein prächtiges Panorama: Schiffe legen an und ab, Zuschauer schlendern auf dem leicht schwankenden Ponton am Wasser. „Wir mögen das, sind deshalb jedes Jahr hier“, sagt Yvonne Kamprolf (30). Auf dem Arm trägt sie ihren kleinen Sohn Rume und eine kleine Tätowierung: Wellen und ein Haifisch, sind darauf abgebildet. „Das habe ich mir einfach aus Begeisterung über da Meer und die Wellen machen“, lacht die Hamburgerin.. Kein Zweifel, hier ist ein echter Hafenfan zu einem echten Hafenfest gekommen.

Weiter geht es, wieder zurück zur Festmeile zum alten Luftschutzbunker Vorsetzen. Hier haben die Veranstalter zum ersten Mal ein „Hansedorf“ aufgebaut. „Wir wollen regionaler werden“, hieß es zuvor. Zum Teil ist es gelungen: Die Bäcker-Innung zeigt dort, wie die originalen Hamburger Franzbrötchen gemacht werden, nebenan gibt es Rote Grütze. Aus dem Glas von Kühne allerdings. Auch Olivenölprodukte und ein Prosecco-Ausschank finden sich im „Hansedorf“. Nur bedingt hanseatisch, meinen wir – und ziehen weiter: Hoch zur Promenade an der Überseebrücke: Ein Truppe junger Frauen, alle in einer gleichen Matrosenkluft, kommen uns fröhlich entgegen. Ein Junggesellinnen-Abschied, die Mädels kommen vom Niederrhein, hatten sich schon morgens um vier auf dem Weg nach Hamburg gemacht. In einem solchen Kostüm kommt man nur zu einem Hamburger Hafenfest. „Ist doch klar“, sagen sie.

Weiter geht es für die Spurensuche runter zum Wasser. Am Kai liegt dort die Fregatte „Hamburg“. Vor wenigen Jahren erst in Dienst gestellt, ist es nun ihr erster Antritt auf dem traditionellen Hafenfest der Partnerstadt. Viele Menschen nutzen den Besuch für eine Besichtigung, die Gangway hoch zum Schiff ist voller Menschen. Oben grillt die Mannschaft Würstchen und verkauft Bier. Alles für einen guten Zweck. Die Einnahmen sollen der Kita auf St. Pauli zugute kommen. „Wir sind stolz darauf, hier zu sein“, sagt Kommandant Frank Schwarzhuber. Und: „In Bremen hätten wir anders agiert“, sagt er noch und lacht. Wieder hat der Hafengeburtstag den Hamburg-Test bestanden, seine Einzigartigkeit bewiesen.

Doch nun soll es Ernst werden. Die Schweiz ist Partnerland in diesem Jahr und präsentiert sich mit vielen Zelten und Ständen an der Kehrwiederspitze: Käse gibt es dort, Schokolade natürlich und auch Alphornbläser. Doch passt das zum Hafengeburtstag?, fragen wir uns und werden gleich überrascht: Am Glückrad dreht Max Burger (77), er trägt eine alte Schippermütze und weißen Bart. Auf seinem T-Shirt ist ein weißes Kühlschiff mit Schweizer Flagge am Heck abgebildet. Ein echter Kapitän aus der Schweiz! Zum Beweis zeigt er uns sein altes Fähigkeitszeugnis. Burger ist früher auf Seeschiffen der Schweizer Hochseeflotte gefahren, die es seit 1941 gibt. Die Liebe hat ihn dann in der Nähe von Bremen stranden lassen, wie es sagt.

Zum Abschluss schlendern wir zum neuen Traditionsschiffhafen in der HafenCity, der in diesem Jahr zum ersten Teil des Hafengeburtstages ist. Mehr Hamburg und Hafen geht nicht: Traditionssegler und Dampfschiffe liegen dort, ein ständiges An- und Ablegen belebt das Hafenbecken. Es wird Selbstgemachtes verkauft: Hering mit Schwarzbrot, Butterkuchen oder aufgesetzte Obstliköre. Kunstmaler und Fotografen stellen Hafenmotive aus. Und an einem Zelt zeigen Lehrlinge der Landesberufsschule für das Bootshandwerk wie Holz oder Segel bearbeitet werden – wir müssen uns keine Sorgen mehr machen: So maritim und so hamburgisch dürfte kein anderes Fest der Welt sein.