Als das Atlantic-Hotel 1909 gebaut wurde, kam Käte Wolfram in der Nachbarschaft zur Welt.
An der Koppel in St. Georg wuchs die spätere Kontoristin der Asbest- und Gummifabrik Martin Merkel auf. 100 Jahre später sitzt Käte Wolfram in der Bar der Grande Dame an der Außenalster und feiert 100. Geburtstag - den des ehrwürdigen Hotels und ihren eigenen, zwei Tage verspätet.
"Das Atlantic ist für mich ein großes Stück Heimat. Steht für meine Jugend. Denn da bin ich jeden Tag auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle dran vorbeigekommen", sagt die Frau, die seit 1982 im ost-holsteinischen Lensahn lebt.
Die schwersten Zeiten seien die Jahre des Zweiten Weltkrieges gewesen. "Die Bombennächte, diese ständige Todesangst, das kann man sich heute nicht mehr ausmalen", sagt Käte Wolfram. Ihre beiden Ehen sind kinderlos geblieben. Ihr erster Mann Otto ist im Osten gefallen. Die zweite große Liebe, Hans Arthur, lernte Käte Wolfram im Büro kennen. "Wir waren zusammen auf Messen, hatten Besprechungen. Schließlich hat es gefunkt." Auch er ist tot. "Das ist das Schlimmste am Altwerden. Die Begleiter sterben, und man bleibt zurück."
Hätte die Hundertjährige einen Wunsch frei, hätte sie gern weniger Falten ("Ich glaube an Gesichtscremes!") und wäre noch einmal jung. "So eine Freiheit und Ausgelassenheit erlebt man nie wieder." (sas)