Im Prozess um den gewaltsamen Tod der 16 Jahre alten Afghanin Morsal Obeidi werden die Eltern des Angeklagten nach Abendblatt-Informationen nicht...
Im Prozess um den gewaltsamen Tod der 16 Jahre alten Afghanin Morsal Obeidi werden die Eltern des Angeklagten nach Abendblatt-Informationen nicht als Zeugen aussagen. Ihre Zeugenvernehmung ist offiziell für den ersten Verhandlungstag im kommenden Jahr am 5. Januar geplant.
Wie das Abendblatt vorab erfuhr, wollen sich die Eltern offenbar auf ihr "Zeugnisverweigerungsrecht" berufen - das steht ihnen nach dem Gesetz zu. Denn: Demnach müssen Eltern nicht im Prozess gegen ihren eigenen Sohn aussagen.
Ihr Sohn, Ahmad-Sobair Obeidi (24), muss sich seit Ende Dezember dieses Jahres vor dem Landgericht wegen Mordes verantworten, weil er am 15. Mai seine jüngere Schwester Morsal mit 23 Messerstichen tötete. Hintergrund: Der Afghane war laut Anklage mit dem Lebenswandel von Morsal nicht einverstanden.
Auch seine ältere Schwester, ebenfalls für den 5. Januar 2009 als Zeugin geladen, wird voraussichtlich von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen - und auch nicht aussagen im Prozess. Hilft es der Strategie der Verteidigung? Wahlverteidiger Thomas Bliwier geht es vor allem darum, die Mordanklage vom Tisch zu bekommen, und darum, dass der Angeklagte seiner Meinung nach nur vermindert schuldfähig war (siehe oben). Dies geht auch aus einem psychiatrischen Gutachten hervor, das das Gericht in Auftrag gab. Ein anderes Gutachten, das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben wurde, geht hingegen davon aus, dass der Angeklagte voll schuldfähig war.
Die Verteidigung nimmt eine affektive Beziehungstat an, die nur als Totschlag zu werten sei. Die Freundin des Angeklagten hatte als Zeugin den Angeklagten als extrem aggressiv geschildert, der oft zu viel Alkohol trinke und auch Kokain nehme. Er soll seiner Freundin damals berichtet haben: Er habe Morsal nicht umbringen wollen, sei "durchgedreht".
Kurz nach der Tat, am frühen Morgen, rief Ahmad-Sobair O. seine Freundin an, und beide trafen sich in den frühen Morgenstunden in einem Park. Er habe ihr erzählt, dass er mit einem Messer auf seine Schwester Morsal eingestochen und gedacht habe, dass sie noch lebe. Er habe von Freundinnen gehört, dass Morsal angeblich als Prostituierte gearbeitet haben soll. Ein fataler Anlass: Zwei Freundinnen bestätigen später kleinlaut, dass so etwas erzählt wurde - Partygerede, das nicht stimmte.