Er war standesgemäß - Loki Schmidts erster Auftritt seit ihrem schweren Sturz im September. Im Porsche wurde die Frau von Altbundeskanzler Helmut...

Er war standesgemäß - Loki Schmidts erster Auftritt seit ihrem schweren Sturz im September. Im Porsche wurde die Frau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt am frühen Freitagmorgen vor dem Hotel Grand Elysee vorgefahren. Anlass ihres Besuchs war die Einladung ihres Arztes Dr. Christoph Eggert zum 100. Geburtstag der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen. Doch der Kongress geriet bei Loki Schmidts Auftritt schnell zur Nebensache.

Ziemlich flott lief sie mithilfe eines Rollators durch die Flure, imitierte dabei sogar Hup-Geräusche eines Autos. Sie nahm sich locker selbst auf die Schippe - "früher wurde ich wegen meines Kopfs für wertvoll befunden, heute wegen der Titanstangen in meinem Rücken" - und wurde sehr energisch, wenn sie das Gefühl hatte, zu sehr umsorgt zu werden. "Ich war mein Leben lang berufstätig. So viel mag man da nicht betreut werden."

Dann erzählte sie vor dem Mediziner-Publikum aus ihrem Leben. Das machte sie so interessant, frisch und witzig, dass man im Großen Festsaal eine Stecknadel hätte fallen hören können. Interviewt wurde sie von ihrem Freund Reinhold Beckmann.

"Wie geht es dir, Loki?", fragte er sie als Erstes. "Gut. Aber ich bin etwas irritiert, weil hier ein Aschenbecher steht. Bei dieser Hysterie heute ist das ein Wunder", antwortete sie. Dann folgte ein Schlagabtausch zu verschiedenen Themen. Die Naturschützerin sprach über ihre ersten Erfahrungen mit dem Krebs. "1929 hatte meine Großmutter Blutungen. In der Zeitung hatte sie über Krebs gelesen. Sie lief von Arzt zu Arzt. Wenn ich heute junge Menschen sehe, sie nicht zur Krebsvorsorge gehen, möchte ich sie verprügeln." Dann wagte sie einen Ausblick in die Zukunft des Arztberufs. "Die Menschen werden immer älter. Noch sind die Konsequenzen unklar. Da gibt es viele neue Aufgaben. Als junger Mensch kann man sich nicht vorstellen, wie das ist, wenn man abhängig wird." Auch die aktuelle Diskussion um die Schulreform in Hamburg beschäftigt die Pädagogin. "Ich kann nur sagen, die Kinder und Lehrer tun mir sehr leid." Zum Schluss bat Loki Schmidt das Publikum, mit einem Applaus an Siegfried Lenz zu denken. Der Schriftsteller konnte nach einem Sturz nicht ins Elysee kommen.