Deutscher Verband entscheidet über Kandidatur in vier Wochen. Austragungsorte: Color-Line-Arena, Messehallen und Kaifu-Freibad.

Es waren Schwimmer, die bei den Olympischen Spielen im August in Peking Sportgeschichte schrieben. Michael Phelps (23), der US-Amerikaner, gewann acht Goldmedaillen, Britta Steffen (24), die Berlinerin, zwei. Was beide in fünf Jahren machen, wissen wir nicht, was Hamburg plant, schon. Die Stadt will sich um die Schwimm-Weltmeisterschaften 2013 bewerben. Eine entsprechende Absichtserklärung, ein "Letter of Intent", soll heute an den Deutschen Schwimmverband (DSV) nach Kassel geschickt werden.

Einen Monat nach dem Aus für die Universiade, die Weltspiele der Studierenden, versucht der Senat sein Glück mit dem nächsten sportlichen Großereignis. "Diesmal wird es kein Wackeln geben. Im Gegensatz zur Universiade sind die Kosten transparent", heißt es im Rathaus. Bei Gesamtausgaben von bis zu 42,8 Millionen Euro und möglichen Einnahmen aus Eintrittskarten, TV-Rechten und Vermarktung von 19,3 Millionen, so die bisherige Kalkulation, könnte die zweiwöchige Veranstaltung den Haushalt der Stadt mit bis zu 23,5 Millionen Euro belasten. In diesem Etatplan seien alle absehbaren Risiken berücksichtigt. 14,8 Millionen sind im mittelfristigen Finanzplan für die Schwimm-Veranstaltung bereits vorgesehen, eine Verpflichtungsermächtigung über weitere 8,7 Millionen Euro bereitet die Finanzbehörde gerade vor.

Mit einer offiziellen Stellungnahme hält sich die Behörde für Kultur, Sport und Medien noch zurück. Ob im März 2009 detaillierte Bewerbungsunterlagen beim Weltverband Fina in Lausanne abgegeben werden, entscheidet der DSV in den nächsten vier Wochen. Präsidentin Christa Thiel will nur bei berechtigten Siegchancen ins internationale Rennen gehen. Sollte Rio de Janeiro für die WM 2013 Interesse signalisieren, sei ein Zuschlag für Deutschland unwahrscheinlich. In diesem Fall würde Hamburg 2015 erneut kandidieren. Für 2013 ist die Stadt der einzige Bewerber des DSV.

Am 4. Dezember verschickt der Weltverband seinen Anforderungskatalog an die Verbände, Ende Juli 2009 wird vor der WM in Rom über den Ausrichter 2013 abgestimmt. Über das weitere Vorgehen wollen DSV-Chefin Thiel und Hamburgs Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) im November beraten. Ein erster persönlicher Kontakt ist für den Abend des 11. November in Berlin terminiert, zehn Tage stehen in Hamburg abschließende Beratungen an.

Das Konzept Hamburgs steht, der DSV hat diesem nach Besichtigungen vor Ort grundsätzlich zugestimmt. Die Becken-Wettbewerbe der WM und das Synchronschwimmen sollen in der Color-Line-Arena in einem mobilen Pool - 50 Meter lang, 25 Meter breit, 3 Meter tief - ausgetragen werden, das Einschwimmen würde nebenan in der neuen Volksbank-Arena stattfinden. Dort müsste ebenfalls temporär Wasser eingelassen werden. Mobile Schwimmbecken kosten derzeit zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Euro. Da die Zahl der Anbieter weltweit zunimmt, werden die Preise in den nächsten Jahren fallen.

Wasserball könnte in den Messehallen gespielt werden, für die Sprungwettbewerbe von Ein- und Dreimeterbrett sowie vom Zehnmeterturm mit einer vorgeschriebenen Wassertiefe von fünf Metern gibt es zwei Optionen: die Alsterschwimmhalle in Hohenfelde oder das Kaifu-Freibad in Eimsbüttel. Beide Stätten müssten für die WM umgebaut werden. Die Wettbewerbe im Freiwasser über 5 bis 25 Kilometer, das macht den Charme Hamburgs gegenüber seinen Konkurrenten aus, würden in der Außenalster mitten in der City geschwommen werden.

Juliane Timmermann, Sportexpertin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, beurteilt den Vorstoß des Senats skeptisch: "Zwar wäre es schön, wenn nach der Universiade-Pleite ein hochkarätiges Sportereignis nach Hamburg geholt werden könnte. Die Erfahrungen von Olympia- und Universiadebewerbung bis hin zur Elbphilharmonie geben aber zur Zurückhaltung Anlass."