Dresden lag wenige Schritte von Hamburg entfernt. München auch. Am Wochenende war das Land zusammengerückt. Ein Reiseführer von Vanessa Seifert und Klaus Bodig

Hamburg Ahoi, Heimathafen Hamburg: Der Gastgeber präsentierte sich und sein Kulturangebot in ehemaligen Frachtcontainern, die bereits die ganze Welt bereist haben. "Ein Symbol für unsere weltoffene Stadt", erklärte Thorsten Kausch, Geschäftsführer von Hamburg Marketing. Die jungen Hamburger Katharina Pagel (10), Julia Makowka (10), ihr Bruder Niklas (8) und Veit Pagel (8) lernten ihre Stadt von einer ganz neuen Seite kennen: "Uns gefällt es gut, weil es hier so viel zu entdecken und zu sehen gibt", sagten die Freunde aus Othmarschen. Das finden auch die zehn Millionen Besucher, die jedes Jahr die Theater, Konzerte, Musicals und Museen der Stadt besuchen. Allein in den vergangenen drei Tagen machten 550 000 Besucher auf ihrer "Deutschlandreise" Halt in der Hansestadt.

Schleswig-Holstein "An der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand" Das Lied schmetterte die Band Timmerhorst. Die fünfköpfige Gruppe kommt selbst zwar von der Ostsee, und plattdeutsch sind bei ihnen meist die Texte, aber im Zelt ihres Heimat-Bundeslandes sorgte sie mit Hits aus ganz Norddeutschland für Stimmung. Bei der Ausstellung "Ozean der Zukunft" konnten die Besucher in die Tiefe der Meere eintauchen, während sie sich nur wenige Meter weiter ganz bodenständig über die Lübecker Museen und das Programm des Landesmuseums Schloss Gottorf informieren konnten.

Niedersachsen Eigentlich fährt der neunjährige Henri Nowacki aus Glückstadt auf Traktoren ab. Doch im Zelt von Wolfsburg, wo sich alles rund um das Automobil drehte, fand Henri Gefallen an einem roten Flitzer. "Die Autostadt ist ein Erlebnispark für die ganze Familie", sagte Repräsentant Georg Meyering (54). "Was viele Menschen nicht wissen: Mehr als 5500 Ausflügler kommen schon jetzt jeden Tag nach Wolfsburg." In den vergangenen drei Tagen waren es sogar noch einige Tausende mehr - auch wenn sie noch nicht direkt vor Ort, sondern im Zelt in der Speicherstadt die Technik bestaunten

Berlin In der Hauptstadt war der Bär los - jedenfalls als Kuscheltier. Celia Claviem (22) und Susi-Rosalind Forderer (21) verteilten das Wappentier als Mini-Ausgabe aus braunem Plüsch. Und auch der Deutschen liebsten Berliner, den kleinen Eisbären Knut, gab es zum Mitnehmen. An der Elbe präsentierte sich die Spree- Metropole als "Party-Hauptstadt": Discjockeys aus dem Sage-Club zeigten, dass die Musik einfach in Berlin spielt. Dazu gab es Currywurst - laut Berlinern eine Erfindung aus Charlottenburg - und Schampus. Denn wie sagte der Berliner Bürgermeister einst: Die Stadt sei "arm, aber sexy".

Bremen Das ist der absolute Hummer! Als "F(r)isch-Stadt" präsentierten sich Bremen/Bremerhaven. Julia Fiedler (28) von "Fiedlers Fischmarkt", einem traditionsreichen Familienbetrieb, zeigt, was sich gut verkaufte: Insgesamt 1000 Hummer (Stückpreis: 5 Euro) wurden zwischen Freitag und Sonntag im Bremer Pavillon verzehrt. Doch was außer Fisch typisch für Bremen ist, weiß beinahe jedes Kind: die Stadtmusikanten. So hießen Esel, Katze, Hund und Hahn die Besucher in der Hansestadt willkommen. Am Sandtorkai lag zudem die "Ubena von Bremen", der Nachbau einer 23 Meter langen Hansekogge.

Brandenburg "Sei kein Hase und probiere Kaninchen" - als Roulade, Vorderkeule oder aus der Schlemmerpfanne. Familie Schmidt aus Beelitz (25 Kilometer südlich von Potsdam) warb mit Kaninchenspezialitäten für Brandenburg. "Wir haben uns auf der Ländermeile umgeschaut und stolz festgestellt: Mit unserer Spezialität sind wir bundesweit einzigartig", sagten Steffi Schmidt (41) und Mutter Edith (68). Vor mehr als einem halben Jahr hatten sie sich bei der brandenburgischen Staatskanzlei beworben. "Die wählt nämlich aus, wer mit einem Stand sein Land bei den zentralen Feierlichkeiten vertreten darf."

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen, das sind vor allem die rauchenden Schornsteine des Ruhrgebiets - meinen viele. "Leider hält sich das Vorurteil. Dabei gibt es in unserem Bundesland sehr viel Natur", sagt Jutta Bergener (39) aus Paderborn, die gemeinsam mit Kollegen das "Netzwerk der biologischen Stationen" präsentierte. Und den heimlichen Wappenvogel von NRW: den Steinkauz. "Insgesamt 7400 dieser Vögel gibt es bundesweit, so Bergener. "Und mehr als die Hälfte davon, nämlich etwa 4500, brüten am Niederrhein und im Münsterland."

Hessen Kein Märchen: Dornröschen und der Ritter Dietrich aus dem Reinhardswald wohnen in Hessen. Etwa 250-mal im Jahr schlüpft Dieter Uffelmann (55) in letztere Rolle. Und Andrea Lenke (21) gibt das Dornröschen. Immer dann, wenn Werbung gemacht wird für den hessischen Teil der insgesamt 600 Kilometer langen Märchenstraße. "Die Brüder Grimm kamen aus Hessen, deshalb spielen viele Märchen bei uns", sagt Projektleiterin Dagmar Braun (49). Märchenhaft gut schmeckte den Besuchern der Äppelwoi - der Vorrat war schon Sonnabend ausgetrunken. HAMBURG Ahoi, Heimathafen Hamburg: Der Gastgeber präsentierte sich und sein Kulturangebot in ehemaligen Frachtcontainern, die bereits die ganze Welt bereist haben. "Ein Symbol für unsere weltoffene Stadt", erklärte Thorsten Kausch, Geschäftsführer von Hamburg Marketing. Die jungen Hamburger Katharina Pagel (10), Julia Makowka (10), ihr Bruder Niklas (8) und Veit Pagel (8) lernten ihre Stadt von einer ganz neuen Seite kennen: "Uns gefällt es gut, weil es hier so viel zu entdecken und zu sehen gibt", sagten die Freunde aus Othmarschen. Das finden auch die zehn Millionen Besucher, die jedes Jahr die Theater, Konzerte, Musicals und Museen der Stadt besuchen. Allein in den vergangenen drei Tagen machten 550 000 Besucher auf ihrer "Deutschlandreise" Halt in der Hansestadt.

Mecklenburg-Vorpommern "Gold des Meeres" wird Bernstein genannt. Henning Schröder (26) hat demnach einen goldigen Job: Täglich hat der Mann aus Ribnitz-Damgarten mit dem goldgelb schimmernden Stein zu tun. Er ist Bernsteindrechslermeister - der Einzige in Deutschland. "Der Beruf ist mittlerweile sehr selten", sagt er, während er vor den Augen zahlreicher Zuschauer an einem traditionellen Spinnrad Bernstein poliert. Schröder bleibt dabei auf dem Teppich - auf dem mit der Landkarte seines Heimat-Bundeslandes Mecklenburg- Vorpommern.

Sachsen Gold gibt es auch in Sachsen, "weißes Gold" - das Meissener Porzellan. Petra Knorr (46), eine von 280 Malern des Meissener Porzellans, zeigte ihr Handwerk: "Wichtig ist, dass man geduldig und akkurat ist." Seit mehr als 30 Jahren verziert Petra Knorr Teller und Tassen für die weltberühmte Porzellanmanufaktur. Außerdem warb Sachsen für die Dresdner und Leipziger Museen. "Wir haben das Motto 'Kulturnation Deutschland" ernst genommen, bei uns gab es nicht nur Speisen und Getränke", so Projektleiterin Monika Kämpfer (57).

Rheinland-Pfalz Eine Prinzessin begrüßte die Besucher in Rheinland-Pfalz: Saskia Tittgen (24) aus Bingen am Rhein wurde gerade erst vor einer Woche zur Weinprinzessin Rheinhessen gekürt. "Meine Eltern selbst haben zwar kein Weingut, aber ich habe trotzdem schnell festgestellt, dass der rheinland-pfälzische Wein aus unseren sechs großen Weinregionen toll schmeckt." Das fanden die Besucher offensichtlich auch: Insgesamt 1000 Flaschen wurden im Pavillon von Rheinland-Pfalz in den vergangenen drei Tagen geleert. Und was empfiehlt die Prinzessin?: "Spätburgunder Weißherbst ist mein Tipp."

Saarland Blick nach vorn: Futuristisch präsentierte sich das Saarland, das im kommenden Jahr die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit ausrichtet. "Das Saarland gilt manchmal als betulich, dabei gibt es bei uns sehr viel Hightech", sagte Künstler Jochen Maas. Und das brachte er auch in den Kostümen zum Ausdruck, die er unter anderem den Saarländerinnen Kerstin Schichtel (31) und Linda Neu (22) auf den Leib geschneidert hatte. "Ich habe zum Beispiel Autoteile verwendet, weil in unserem Land sehr viele Zuliefererfirmen aus der Automobilbranche ihren Sitz haben."

Baden-Württemberg Film ab: Baden-Württemberg zeigte wieder, dass es tatsächlich alles kann. Außer Hochdeutsch vielleicht %u2026 Die Filmakademie Baden-Württemberg, eine der bedeutendsten Kaderschmiede für Nachwuchsregisseure, präsentierte sich mit interaktiven Aktionen. Mit dabei waren die Studenten Thomas Siegle (24), Benjamin Munz (25) und Peter Hacker (24). So konnten die Besucher in einer aufgestellten "Blue Box" Fernsehluft schnuppern und Teil eines Animationsfilms werden. "Die Besucher waren total begeistert, wie cool unser Bundesland ist", sagte Wolfgang Kerber (32) von der Filmakademie.

Bayern Da legst di nieder: Das Oktoberfest wurde nämlich nicht nur in München gefeiert. Auch in Hamburg hieß es "O' zapft is" - im Bayernzelt auf der Ländermeile. Sonja Stübinger (32) aus dem fränkischen Kulmbach stemmte Maßkrüge. Und trainierte ein ganzes Wochenende lang ordentlich ihre Armmuskeln: "Wir haben hier täglich 25 Hektoliter Bier ausgeschenkt. Das ist eine Menge." Außerdem gab es Weißwürste, Brezeln und natürlich Alphornbläser. Doch Bayern ist nicht gleich Bayern. Sonja Stübinger stellte noch einmal klar: "Hier stellt sich in erster Linie die Region Oberfranken vor."

Sachsen-Anhalt Schatzkammer unterm Zeltdach: Sachsen-Anhalt machte Werbung für die Domschätze von Halberstadt, Merseburg und Naumburg. Annett Gassauer (43) wies die Besucher schon einmal auf ein Jubiläum hin, das ihre Heimatstadt Magdeburg im kommenden Jahr feiert: 800 Jahre Dom. "Die Leute sind sehr interessiert. Viele wissen gar nicht, was es alles in Magdeburg zu entdecken gibt. Vor allem auf das Hundertwasser- Haus habe ich viele Besucher hingewiesen", sagt sie. Den Stand mit dem Originalbaumkuchen aus Salzwedel entdeckten die Besucher dafür selbst sehr schnell.

Thüringen Hier war alles Wurst: Ja, Jena präsentierte sich als "Stadt der Wissenschaft 2008". Und auch Glasbläser aus Lauscha zeigten ihr Handwerk. Doch am Ende ging wieder alles um die Wurst, die original Thüringer Rostbratwurst. 15 Zentimeter muss sie laut EU-Verordnung mindestens lang sein. Viel länger war die Schlange vor dem Stand: 60 Meter am Sonnabend - für nichts standen die Besucher länger an. "Fast wie damals, als es nach der Wende die ersten Bananen gab", scherzt Fleischermeisterin Caroline Dönnecke (28) aus Weimar. Insgesamt 6500 Würstchen hat sie an drei Tagen verkauft.