Die Hamburger Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy (40) hat ihr neues Buch vorgelegt. Während in ihren bisherigen Romanen die Heldinnen auf der Suche...

Die Hamburger Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy (40) hat ihr neues Buch vorgelegt. Während in ihren bisherigen Romanen die Heldinnen auf der Suche nach dem richtigen Mann waren, trennt sich die Protagonistin in "Schwerelos" von ihrem Lebensgefährten.


Hamburger Abendblatt:

Haben Sie keine Lust mehr auf Happy Ends?

Ildikó von Kürthy:

Es ist doch nicht nur dann ein Happy End, wenn man den richtigen Mann findet, sondern auch, wenn man den falschen Mann verlässt. Die Heldin macht eine große persönliche Entwicklung durch. Von der pragmatischen, grauen Maus, die sich nicht traut, vom Leben viel zu verlangen, hin zur mutigen, unvernünftigen Frau.



Abendblatt:

Die Figuren wirken ein bisschen abgeklärter in Liebesdingen.

Von Kürthy:

Zwischen "Mondscheintarif" und "Schwerelos" liegen zehn Jahre. Natürlich hat sich in dieser Zeit viel verändert. Heldin und Leserin werden ja automatisch mit mir zusammenerwachsen. Mein Ton und mein Humor sind der gleiche geblieben, aber die Inhalte sind gewichtiger geworden. Still-BH an der Wäscheleine und der Mann als Versorger - die Heldin Rosemarie wirft ihre muffige Zufriedenheit über Bord und wagt es, ihre angestaubten Träume zu hinterfragen.



Abendblatt:

Was ist schlecht daran, zufrieden zu sein?

Von Kürthy:

"Schwerelos" ist ja kein Plädoyer für die Unzufriedenheit. Aber gegen die Bequemlichkeit, dagegen, dass man vergisst, sich und seine Träume und das Leben, das man lebt, zu überprüfen und zu verbessern.



Abendblatt:

Viele Frauen sagen, wenn sie Ihre Bücher lesen, ginge es ihnen besser.

Von Kürthy:

Das freut mich sehr. Mir geht es ja auch besser, wenn ich schreibe.



Abendblatt:

Bei der Lesung waren viele Männer, die sich köstlich amüsiert haben ...

Von Kürthy:

Ich bin mir nicht sicher, ob die Männer wirklich über sich selbst lachen oder über ihre vermeintlich beknackten Frauen, die sie wiedererkennen. Frauen lachen über sich selbst, Männer über ihre Frauen, ich glaube, so sieht es aus.



Abendblatt:

Sind beruflich erfolgreiche Städterinnen automatisch unglücklicher?

Von Kürthy:

Aber nein! Sie sind unabhängiger und haben mehr Freiheiten. Bisher haben sich Männer die Emanzipation der Frauen unbeteiligt wie eine Vorabendserie angesehen. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie hinterherkommen.



Abendblatt:

Hat sich bei Ihnen im Leben viel verändert durch den großen Erfolg?

Von Kürthy:

Nicht viel. Ich habe mehr Quadratmeter zum Leben, und der Wein, den ich trinke, ist deutlich besser geworden. Ich bin aber auch nicht abhängig vom beruflichen Erfolg. Ich musste das alles nicht erreichen, um zufrieden zu sein. Das Wichtigste für mich war, einen Beruf zu haben, der mir Spaß macht. Der Erfolg ist quasi das Minzblättchen auf der Crème brulee.



Abendblatt:

Sie sagten einmal, Sie hätten außer Haar- und Gewichtsproblemen nichts mit Ihren Figuren gemeinsam.

Von Kürthy:

Das stimmt nicht. Meine Figuren haben meinen Humor. Die schleppen immer etwas von mir herum. Aber eben auch die Haarprobleme, und meist auch einen Body Mass Index, der etwas niedriger sein könnte.



Abendblatt:

Füße, die in Schuhen wie Leichenteile aussehen, sind ein wiederkehrendes Element in Ihren Büchern ...

Von Kürthy:

Der erste Sommertag im Jahr, an dem man sich entweder mit stinkendem Selbstbräuner befleckt oder aussieht wie schockgefrostet. Ja, das gehört leider auch zu meinen persönlichen Erfahrungen, da muss ich nicht mühsam herumrecherchieren. Aber auch die Gedanken, die ich mir über Emanzipation, Freiheit und Kinderwunsch mache, kommen in den Büchern vor.



Abendblatt:

Steckten Sie auch in diesem für moderne Frauen typischen Dilemma?

Von Kürthy:

Nein, ich wollte ein Kind. Endlich ein Zweifel, den ich nicht hatte.



Abendblatt:

Welche Probleme haben Sie denn?

Von Kürthy:

Keine Sorge, es bleiben genügend Sorgen übrig! Ich fand es verlockend, als Mutter meine kinderlose Heldin hinaus in die Welt zu schicken, während man selbst derweil nachts um 3 Uhr ein Fläschchen aufwärmt. So konnte ich zwei Leben leben. Ein großer Luxus!



Abendblatt:

Arbeiten Sie schon an einem neuen Buch?

Von Kürthy:

Nein, jetzt stürze ich mich ins Berufsleben als Journalistin. Ich habe mal wieder Lust auf echtes Leben.