Der große Kreis an der Reeperbahn/Große Freiheit erinnert an eine überdimensionale Schallplatte. Die Fans sind aus dem Häuschen.
Mensch, war das schön! Otto Waalkes kommt auf die Bühne zu den Rattles, blödelt nicht, sondern nimmt sich die Lead-Gitarre und rockt krachend wie Chuck Berry. Beim Song "Roll Over Beethoven" geraten die mehr als 1000 Menschen auf dem überfüllten Beatles-Platz völlig aus dem Häuschen; sie tanzen, kreischen vor Vergnügen wie Susi Ritsch, Chefin in Susi's Show Bar, oder stellen trocken fest: "Der kann ja wirklich singen!" Eine Beatles-Gemeinde - viele grauhaarig, aber gefühlt jugendlich - im Freudentaumel. Cowboystiefel, Beatles-Schals, Lederjeans neben weiten 50er-Jahre-Kleidern. Hamburg hat seit gestern einen Beatles-Platz an der Reeperbahn/Große Freiheit.
Nach langjähriger Planung entstand ein großer, schwarzer Kreis mit 29 Meter Durchmesser, der an eine überdimensionale Schallplatte erinnert, mit den Beatles als silhouettenartigen Figuren aus Edelstahlbändern. Anfangs sollte der 550 000 Euro teure Platz noch gegenüber der David-Wache auf den Spielbudenplatz entstehen, dann am westlichen Ende der Reeperbahn zur Fußball-WM fertig sein. Doch erst, als die Stadt Hamburg zu den Sponsorengeldern noch einmal 350 000 Euro zulegte, konnten die Bauarbeiten an dem ehemaligen Taxistand beginnen. "Es ist höchste Zeit, dass Hamburg dieser großartigen Band ein Denkmal setzt", sagte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bei der Einweihung. Eines war während der Einweihung sofort klar: Die St. Paulianer und die Hamburger werden diesen Platz mögen. Denn trotz der drangvollen Enge zeigte sich, wie beliebt die Beatles heute noch sind: Immer wieder ließen sich die Besucher mit einer der Musikerfiguren fotografieren oder spielten Luftgitarre. Auch das in Hamburger Blau gestaltete Schild Beatles-Platz ist ein gesuchtes Fotomotiv.
"St. Pauli/Beatles-Platz wird der Treffpunkt auf der Meile werden, denn weltweit ist dies der erste Beatles-Platz", sagte Stephan Heller, Chef von Radio Oldie 95, der jahrelang für den Platz gekämpft hat und die Gestaltung "richtig cool" findet.
Angesichts der Menschenmassen sagte Markus Schreiber, Chef des Bezirksamts Mitte: "Ich hätte nie gedacht, dass der Platz so ein großer Erfolg wird: Damit wird Hamburg dem Thema Beatles endlich gerecht." Und noch eines wurde klar: Die Gemeinde der Zeitzeugen, die die Band noch erlebten, wird hier zusammenfinden: ob das Beatles-Experte Ulf Krüger ist, St.-Pauli-Fotograf Günter Zint, die Rock-'n'-Roll-Urgesteine King Size Taylor und Lee Curtis, Star-Club-Gründer Horst Fascher oder Souvenirjäger Harald Man.
Und was die Spatzen längst vom Dach pfeifen wird den Beatles-Platz noch attraktiver macht: Nur ein paar Meter entfernt entsteht ein Beatles-Museum am Nobistor 10.
"Wir werden über fünf Etagen eine Erlebniswelt der Beatles schaffen und nicht nur ein paar goldene Schallplatten an die Wand hängen", so Bernd Zerbin, Sprecher der Initiatoren von der Hamburger Konzertproduktion FKP Scorpio.
Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten wird hier ernsthaft eine museale Erlebniswelt zu der Popgruppe geschaffen. An den Planungen ist der AWD-Dome aus Bremen mit beteiligt. Die Investitionen sollen bei zwei bis drei Millionen Euro liegen. Das Museum will noch in diesem Jahr öffnen. Es will sich von anderen Museen wie dem in Liverpool bewusst absetzen. Und falls zur Eröffnung Paul McCartney wieder absagt, darf's auch gern Otto mit den Rattles sein. Der Rock 'n' Roll dieser Hamburger Urgesteine ist wundervoll!