Nach nunmehr sieben Jahren, die seit der Idee ins Land zogen, konnte das 550000 Euro Projekt heute vom Bürgermeister Ole von Beust eingeweiht werden. An der Ecke Reeperbahn/Große Freiheit wurde den Beatles eine Schallplatte mit 29 Metern Durchmesser als längst überfälliges Denkmal errichtet.
Hamburg. "All you need is...": Geduld und Geld. 48 Jahre nach dem ersten Auftritt der damals noch völlig unbekannten Beatles in Hamburg und sieben Jahre nach der Idee zu einem Beatles- Platz hat die Hansestadt ihre legendären Pilzköpfe wieder. Auf St. Pauli, wo die Liverpooler Anfang der 60er Jahre den Grundstein für ihre weltweite Karriere legten, zeigen jetzt Edelstahl-Skulpturen die Musiker. Wie in ihrer Hamburger Zeit sind die "Fab Four" hier zufünft: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, eine Mischung aus Ringo Starr und seinem Vorgänger Pete Best sowie Stuart Sutcliffe. Ein Denkmal für die Band, die als erfolgreichste und einflussreichste des 20. Jahrhunderts gilt.
Der Platz in Form einer überdimensionalen Schallplatte mit einem Durchmesser von 29 Metern erinnert mitten auf St. Pauli - an der Reeperbahn/Ecke Große Freiheit - an Zeiten, als die Jungs aus Großbritannien noch kaum jemand kannte. Als es in den Musikclubs des Amüsierviertels von jungen Musikern wimmelte. Überall gab es Clubs und Beatbands. Aus London und aus der englischen Hafenstadt Liverpool kamen die Gruppen, die Tag für Tag, Nacht für Nacht stundenlang spielten. So wird dem "Hamburg Sound" eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Beat-Musik zugeschrieben.
August 1960: The Beatles aus Liverpool geben ihr erstes Gastspiel im "Indra". Für 30 DM pro Kopf und Tag traten sie auf - wochentags viereinhalb und samstags sechs Stunden, wie Beatles-Experte Ulf Krüger in seinen Büchern berichtet. Doch der Erfolg blieb zunächst aus, die Beatles zogen in den "Kaiserkeller". Astrid Kirchherr, Fotografin und Freundin von Sutcliffe, erinnert sich in Krügers "Beatles Guide Hamburg" an ihre erste Begegnung mit den Jungs Ende 1960 im zwielichtigen "Kaiserkeller": "Es traf mich wie der Blitz, denn einer der "Rocker" auf der Bühne sah besser aus als der andere, und ihre Musik haute einen schlicht um."
Zwei Jahre lang - mit Unterbrechungen - standen die Beatles in den Clubs rund um Reeperbahn und Große Freiheit auf der Bühne, nach "Indra" und "Kaiserkeller" folgten der "Top Ten Club" und der "Star- Club". "Die Beatles entwickelten sich immer mehr zu Hamburger Lokalmatadoren. So blieb es nicht aus, dass auch die Schallplattenindustrie auf die Band und den bereits etablierten Tony Sheridan aufmerksam wurde", schreibt Krüger. Mit Sheridan nahm die Band dann 1961 als die Beat Brothers eine Schallplatte auf. In dem am 13. April 1962 eröffneten "Star-Club" gaben die Beatles im selben Jahr drei Gastspiele.
Doch auch an die Anekdoten von damals erinnert man sich in Hamburg gern. Etwa an die Geschichte, dass Kirchherr ihrem Freund Stu die erste Pilzkopffrisur schnitt. Später war "Harrys Salon" in der Davidstraße für die Pilzköpfe zuständig. Oder an die offene Zeche in einer Kneipe, die McCartney bei seinem Besuch 1989 dann doch beglich - inklusive Zinsen. Inzwischen fast so berühmt wie das Polizeirevier Davidwache ist die Nacht, die McCartney und Best in einer Zelle dort verbrachten. Sie sollen - wegen schlechter Bezahlung und Behandlung - im Kino Bambi ein Kondom angezündet haben. Auch zur Herbertstraße haben die Musiker laut Krüger "mindestens einen Ausflug" unternommen.
Als Harrison im November 1960 ausgewiesen wurde, weil er erst 17 Jahre alt war, traten die Beatles erstmal zu viert auf. Doch nach ihrem "Besuch" auf der Davidwache mussten auch McCartney und Best wegen fehlender Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen ausreisen. Während Lennon folgte, blieb Sutcliffe in Hamburg. Best wurde dann kurz vor dem Durchbruch der Beatles 1962 mit "Love Me Do" durch Starr ersetzt. Damit an beide Schlagzeuger erinnert wird, haben die Gestalter des Beatles-Platzes das Schlagzeug weder links noch rechts, sondern mittig vor der Skulptur platziert.
550 000 Euro hat der Platz gekostet - rund 350 000 kamen von der Stadt, der Rest von Spendern und Sponsoren. Die Idee, an Lennon (1940-1980), McCartney, Harrison (1943-2001), Starr, Best und Sutcliffe (1940-1962) zu erinnern, hatte der Radiosender Oldie 95. "Es ist höchste Zeit, dass Hamburg dieser großartigen Band ein Denkmal setzt", sagte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bei der Einweihung am Donnerstag. Mit Blick auf Kritiker, die den späten Zeitpunkt bemängelten, meinte er: "Besser jetzt als nie." Der Platz, der bei Beleuchtung wie ein rotierender Plattenteller aussieht, solle an die Pflicht erinnern, jungen Musikern mehr Chancen zu bieten. "Wir müssen mehr für die Clubszene in Hamburg tun", sagte von Beust.