400 Randalierer scheitern bei ihrem Versuch, auf die Kraftwerksbaustelle zu gelangen. Wasserwerfer- und Schlagstockeinsatz.

Es ist genau 16.09 Uhr, als die Polizei über die Lautsprecher ihrer Einsatzwagen die Versammlung auf dem Moorburger Elbdeich vorzeitig beendet. Schon mehr als zwei Stunden haben sich zu diesem Zeitpunkt mehrere Hundert Klimacamper und die Polizei ein kräfteraubendes Katz-und-Maus-Spiel geliefert.

Immer neue Hundertschaften hatte die Polizei im Laufe des Nachmittags zum Kraftwerksgelände herangeführt. Zuletzt versuchten mehr als 1000 Einsatzkräfte, unterstützt von vier Wasserwerfern, den Sturm der Demonstranten über den mit Stacheldraht gesicherten Baustellenzaun auf das Kraftwerksgelände zu verhindern.

Letztlich mit Erfolg: Im Gegensatz zur Aktion vom vergangenen Mittwoch (das Abendblatt berichtete), schafft es am Sonnabend keiner der Klimaschutz-Aktivisten auf die Vattenfall-Baustelle. Von der in den vergangenen Tagen kritisierten Deeskalationsstrategie der Polizei ist indes nichts zu sehen. Nachdem der Veranstalter bereits im Vorfeld der Versammlung angekündigt hatte, die Baustelle mit allen Mitteln besetzen zu wollen, reagiert die Polizei mit Härte.

Entsprechend groß ist auch das Polizeiaufgebot, das die Klimacamper gegen 12 Uhr am S-Bahnhof Neuwiedenthal empfängt. Kurz nach ein Uhr setzen sich etwa 700 Demonstranten in Richtung Moorburg in Bewegung. Begleitet werden sie von der GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Antje Möller sowie von Christiane Schneider und Norbert Hackbusch von den Linken. Ohne Zwischenfälle erreicht der Protestzug das Kraftwerksgelände.

Dort allerdings verlassen knapp 400 Aktivisten den zuvor genehmigten Demonstrationsweg. Während die Versammlung wie geplant auf der Kreuzung Moorburger Hauptdeich/Moorburger Elbdeich hält, rennen sie über ein sogenanntes Spülfeld und versuchen immer wieder, die Polizeilinien entlang dem etwa 800 Meter langen Kattwykdamm in kleinen Gruppen zu durchbrechen.

Nach Angaben der Polizei werden Beamte dabei mehrfach mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Einsatzkräfte setzen Pfefferspray, Schlagstöcke und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen.

Weil sich einzelne Personen nach Angaben der Polizei nach Straftaten und Störungen immer wieder unter die Versammlungsteilnehmer auf der Kreuzung mischen, löst sie die Demonstration kurz nach 16 Uhr auf. Allerdings gelingt es den Aktivisten eine Viertelstunde später, eine spontane Anschlussdemonstration "gegen Polizeigewalt und Willkür" anzumelden, die von der Kraftwerksbaustelle in Richtung S-Bahnhof Heimfeld führen soll.

Während sich der Großteil der Aktivisten mit dem neuen Demonstrationszug von der Kreuzung entfernt, bleiben etwa 70 Aktivisten im Sitzstreik auf der Kreuzung zurück. Gegen 17 Uhr räumt die Polizei mit Wasserwerfern und Schlagstockeinsatz die Kreuzung. Der neue Demonstrationszug erreicht gegen 18.20 Uhr den Bahnhof Heimfeld, wo sich die Versammlung auflöst.

Das Fazit des Tages: Bei dem Einsatz werden acht Polizisten verletzt, eine Beamtin erleidet einen Wadenbeinbruch. Ein Demonstrant wird mit einer Platzwunde am Kopf behandelt. Die Polizei nimmt zwei Personen vorläufig fest, ihnen wird Landfriedensbruch vorgeworfen. 21 Menschen kommen in Gewahrsam.

Es war der vorläufig letzte Großeinsatz - die Klimacamper haben gestern ihre Zelte in Hamburg abgebrochen. Nächstes Jahr wollen sie wiederkommen.