In der Diskussion um Studiengebühren und leere Kassen sorgt eine Zahlung von Sondermitteln in Höhe von mehr als einer halben Million Euro an der Uni...
In der Diskussion um Studiengebühren und leere Kassen sorgt eine Zahlung von Sondermitteln in Höhe von mehr als einer halben Million Euro an der Uni Hamburg für Verwirrung. Im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften erhalten Professoren auf Antrag 3000 Euro "Sonderausschüttung von Sachmitteln", Gastprofessoren 1500 Euro, Dozenten 500 Euro, heißt es in einer internen E-Mail, die dem Abendblatt vorliegt. Pikanterweise schreibt die Geschäftsführung, es sei "unerheblich", ob die jeweilige Stelle durch Studiengebühren oder Landesmittel finanziert werde. Als "Skandal" bezeichnete Dora Heyenn, Wissenschaftsexpertin der Linken, diesen Umgang, auf den sie in einer Erklärung hinwies: "Einerseits werden Studiengebühren erhoben, andererseits ist offenbar mehr Geld an der Uni verfügbar, als gebraucht wird."
Hintergrund ist eine neue Regelung durch das Uni-Präsidium. Demnach dürfen Fakultäten nur Rücklagen mit ins nächste Haushaltsjahr nehmen, die nicht höher sind als 1,5 Prozent ihres Jahresbudgets. Dies bestätigte Uni-Kanzlerin Katrin Vernau dem Abendblatt: "Wir wollen verhindern, dass Fakultäten über Unterbesetzung klagen und enorme Geldmengen anhäufen", so die Verwaltungs-Chefin.
"Die ,Sonderausschüttungen' der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler dürften die Pläne des Präsidiums unterwandern. Hier sind derzeit zehn von hundert Lehrstühlen offen, wie Geschäftsführer Wolfgang Flieger dem Abendblatt sagte. Grund sei, dass Einstellungsverfahren bis zu ein Jahr dauerten. Flieger betonte, dass die gezahlten Beträge nicht in die Privatkasse der Professoren fließen, sondern an den Kauf von Literatur, EDV-Geräten oder die Erstattung von Reisespesen gebunden seien. Auch berühre diese Maßnahme keine Mittel aus Studiengebühren. Es würden lediglich alle Kollegen gleich behandelt, ungeachtet ob ihre Stelle durch Landesmittel oder eben Studiengebühren gedeckt werde.
Die Maßnahme erinnert an das berüchtigte "Dezemberfieber", das noch in den 90er-Jahren Hochschulen befiel: Da überschüssige Mittel zum Ende des Haushaltsjahres an die Behörde zurückflossen, wurde teilweise in Panikkäufen übriges Geld ausgegeben. Mittlerweile verfügen Hochschulen jedoch über ein globales Budget, das ihnen eine unabhängige Finanzplanung erlaubt.
Uni-Kanzlerin Katrin Vernau bestreitet aber einen Rückfall in diese Zeiten: "Mit der 1,5-Prozent-Regel stellen wir nur sicher, dass Personal eingestellt wird."