Die Bewirtschaftung weiterer 50 bis 60 Gebäude soll aus der Behördenregie ausgegliedert werden.

Der schwarz-grüne Senat will ein ungewöhnliches Geschäftsmodell zur Sanierung maroder Schulgebäude ausweiten. Nach dem Vorbild der städtischen Baugesellschaft GWG Gewerbe, die 2007 in Harburg 32 Schulen unter ihre Regie genommen hat, will die Landesregierung eine weitere Tranche mit 50 bis 60 Schulen ausgliedern. Im Zuge der Beratungen über den Doppelhaushalt 2009/2010 soll die Entscheidung über die Schulregion fallen, in der der zweite Teil des Projekts gestartet wird.

Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich im Hamburger Schulbau ein Sanierungsstau aufgetürmt, für dessen Beseitigung Experten Kosten in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro taxieren. In hohem Maße ist für die Entwicklung die schlechte Bausubstanz der zahlreichen Schulgebäude verantwortlich, die in den 60er- und 70er-Jahren errichtet worden sind.

So funktioniert das Modell, das einer Public-Private-Partnership (PPP, öffentlich-private Partnerschaft) ähnelt: Im Bezirk Harburg hat sich die GWG Gewerbe verpflichtet, die 32 Schulen 25 Jahre lang zu bewirtschaften und alle Gebäude innerhalb von fünf Jahren zu sanieren oder neu zu bauen. Dafür erhält die Gesellschaft aus dem Landeshaushalt 756 Millionen Euro bis 2032. Die Schulgebäude bleiben im Besitz der Stadt.

Es ist vor allem die relativ kurze Zeitspanne, innerhalb derer die Gebäude saniert werden sollen, die das Modell aus Sicht der Schulbehörde attraktiv macht. Die Unternehmensberatung KPMG hat in einem Gutachten darüber hinaus errechnet, dass die Stadt rund 83 Millionen Euro gegenüber einer Sanierung in Behördenregie sparen kann.

Im Laufe des Sommers soll eine erste Auswertung der Erfahrungen mit dem Harburger Modell vorliegen. Nach Informationen des Abendblatts reagieren die Schulleiter nach anfänglicher Skepsis überwiegend positiv. Das gilt auch für Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL), die noch als Oppositionspolitikerin beim Start des Projekts davor gewarnt hatte, dass die Hausmeister nicht mehr direkt den Schulen, sondern der GWG Gewerbe zugeordnet sind. Eine derart langfristige und umfangreiche Zusammenarbeit zwischen einer Behörde und einem städtischen Unternehmen gilt als bundesweit einmalig.

Zusätzlich zur Ausweitung des PPP-Modells prüft die Bildungsbehörde derzeit die Einrichtung eines weiteren Modellversuchs zum Abbau des Sanierungsstaus. Dabei geht es darum, dass Schulen Sanierung und Betrieb ihrer Gebäude in Eigenregie übernehmen sollen. Nach Informationen des Abendblatts gibt es vor allem aus dem Bereich der Berufsschulen Interesse an einem solchen Versuch.

Alle Spekulationen über einen möglichen Verkauf von Schulen zur Sanierung des Landeshaushalts haben dagegen offensichtlich keine reale Grundlage. "Die Schulen werden nicht verkauft", sagt Schulsenatorin Goetsch dem Abendblatt.