Die Stimmung der Finkenwerder ist "positiv zurückhaltend" - einen Tag nach dem Durchbruch in den Verhandlungen um die geplante Ortsumgehung. Wie berichtet, hatte am Donnerstag der letzte von den Baumaßnahmen betroffenen Obstbauern dem Verkauf seiner Grundstücke an die Stadt zugestimmt. Viele Anwohner haben sich über die Nachricht zwar gefreut, ganz glauben können sie es aber noch nicht, dass die Ortsumgehung nun tatsächlich kommen soll. "Wir stoßen erst mit Sekt an, wenn das Band durchschnitten und die Umgehungsstraße freigegeben wird", sagt Andrea Lange (46), die direkt am Finkenwerder Norderdeich wohnt, der Hauptverkehrsstraße. Walter Kostevic (59) wird deutlicher: "Finkenwerder wird von der Hamburger Politik stiefmütterlich behandelt. Gäbe es wirtschaftliche Interessen wie bei Airbus, müssten wir auf die Ortsumgehung nicht seit mehr als 30 Jahren warten."

Ein Landwirt, der auch Mitglied in der Betroffenheitsgemeinschaft ist und an den Verhandlungen mit den Obstbauern teilgenommen hat, beschreibt die nun erzielte Einigung als "unheimlich großen Schritt" auf dem Weg zur Ortsumgehung, aber auch für die Sicherung der Obstanbauflächen. "Ich glaube schon länger daran, dass die Ortsumgehung kommt", sagt er nach den Verhandlungen mit der Realisierungsgesellschaft (Rege). Die Stimmung in den Gesprächen sei durchweg "sehr gut, frei und offen" gewesen. Allerdings kritisierte er das Tempo der Verhandlungen. "Es ist schade, dass es so fürchterlich lange gedauert hat", sagte er dem Abendblatt. Die Rege habe sich seiner Meinung nach "sehr viel Zeit" gelassen. Er hätte sich dafür "mehr Druck vonseiten der Politik" gewünscht.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion begrüßt ausdrücklich die am Donnerstag erklärte Zustimmung des letzten Grundeigentümers. Damit sind die hinreichenden Voraussetzungen für einen zügigen Bau der Ortsumgehung Finkenwerder geschaffen. "Endlich wird zu Ende gebracht, was zu Ende gebracht gehört", so der aus Finkenwerder stammende CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Heiko Hecht. "Nun kann zügig die längst erforderliche Entlastung der Elbinsel Finkenwerder vom Verkehr erfolgen", so Hecht weiter. Sehr zur Freude der Finkenwerder. Die wollen manchmal auch weg aus ihrer vom Verkehrslärm gestörten Idylle - und stehen dann wie alle anderen Hamburger selbst im Stau. "Wahnsinn, wie lange man derzeit braucht, um auf die Autobahn zu kommen", sagt Annika Falasz (21).

Über den Stand der Planungen rund um die Ortsumgehung will Heiko Hecht am Dienstag, 8. Juli, ab 19.30 Uhr in seinem Wahlkreisbüro (Steendiek 43) auf Finkenwerder informieren. Referent an diesem Abend ist Hartmut Wegener, Geschäftsführer der Rege.