Managerin Nessrin Gräfin zu Königsegg berät seit Jahren Unternehmen mit so klangvollen Namen wie Brioni, Chanel, Bulgari oder Armani.

Schon beim Eintritt in das imposante Treppenhaus mit dem kunstvoll geschmiedeten Geländer, der Stuckdecke und dem dunkelroten Läufer spürt man, dies ist eine andere Welt. Erinnerungen werden wach, an die Adels-Palazzi von Venedig. Dann führt Nessrin Gräfin zu Königsegg in ihren Salon im ersten Stock der hanseatischen Stadtvilla von 1890, wo den Besucher orientalische Gastlichkeit und Üppigkeit überrascht.

Antike Möbel im Stile Louis XV. und XIX. schmücken neben ausladenden Postersesseln die weitläufigen Räume mit den wuchtigen Kaminen und den großen Kronleuchtern. An den hohen Fenstern sind schwere Vorhänge drapiert. "In diesem Hause lebe ich seit meinem achten Lebensjahr. Hier fühle ich mich geborgen, hier liegen meine Wurzeln - besonders zu meiner persischen Tradition und meinen Eltern", sagt Gräfin Königsegg. Sie ist eine erstklassige Gastgeberin und PR-Managerin, die Tradition und modernes Berufsleben geschickt miteinander verbindet. Seit mehr als 20 Jahren gilt das vornehme Wohn- und Geschäftshaus der PR-Pionierin als die Adresse in Hamburg für besondere und sehr persönliche Einladungen. Doch in erster Linie ist es ihre Professionalität, gepaart mit Warmherzigkeit, Offenheit und ihr angenehmes Understatement, wofür Freunde und Kunden Nessrin Gräfin zu Königsegg schätzen.

First-Class-Namen wie Chanel, Armani, die US-Kosmetik-Serie Erno Laszlo, Byblos + Genny, Schmuckdesignerin Colleen B. Rosenblat, Bulgari und erst kürzlich Isabella Rossellini. "Aus verschiedenen, privaten Gründen habe ich mich vor einigen Jahren aus dem großen PR-Rummel zurückgezogen und berate jetzt nur noch seit sieben Jahren exklusiv die italienische Edelmarke Brioni. Sie kleidet unter anderen ,James Bond' und den Kanzler ein", sagt Gräfin Königsegg.

Ihr Großvater, ein Patriarch aus dem Norden Persiens, der mit dem Vater des letzten Schahs die Kulturrevolution unterstützte, gründete seinerzeit die väterliche Im- und Exportfirma in Hamburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb der Vater der Gräfin das Stadtpalais, in der die Gräfin und ihr Ehemann heute leben. Seit 36 Jahren ist sie mit dem Dipl.-Volkswirt Maximilian Graf zu Königsegg verheiratet. Spross einer baden-württembergischen Adelsfamilie. Das Paar hat einen Sohn, der nach dem Studium an der Hochschule St. Gallen die Schweiz als zweite Heimat empfindet.

"Ich wuchs zu Hause sehr streng und behütet auf. Einerseits nach persischen Richtlinien, andererseits durch den Besuch der Nonnenschule Sacre Coeur, katholisch. Eine Mischung, die für einen jungen Menschen nicht einfach ist. Nach meinem Abitur ging ich ein Jahr nach New York und belegte verschiedene Kurse an der Columbia-Universität und jobbte", erzählt Gräfin Königsegg. "Zum ersten Mal in ihrem Leben genoss sie die Freiheit und Selbstständigkeit. Zurück in Hamburg, heiratet sie und beginnt einen Job im Fotostudio von Gruner + Jahr. Sie sammelt Erfahrungen als Assistentin für Accessoires bei Deutschlands erster Frauenzeitschrift, der "Constanze". Mit 26 Jahren wird Nessrin Gräfin zu Königsegg stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift "Petra". Durch die vielen Reisen mit ihren Eltern kannte sie London und Paris gut, spricht fließend Englisch und Französisch. "So wurde ich schon früh bei wichtigen Geschäftsreisen der Redaktion mit eingebunden, lernte Kontakte zu knüpfen und Menschen zusammenzubringen", erzählt die Gräfin.

Ihren ersten großen Auftrag organisierte sie für italienische Nobelmarken in Düsseldorf Ende der 70er-Jahre. Mit dabei Pop-Ikone Andy Warhol, Giorgio Armani, Beuys und Ücker. "Ein Abend, der wirklich ein Event war. Andy Warhol signierte mir damals den Absatz eines Schuhs, und Armani bot mir einen PR-Job in seinem Hause an. Damals galt das als Ritterschlag", erinnert sich Nessrin Gräfin zu Königsegg. Seitdem kamen immer wieder Unternehmen mit Luxusmarken auf die aparte Hamburgerin, die stets Schwarz trägt, zu. Sie gesteht: "Das Vertrauen, das Menschen in mich setzen, ist die höchste Anforderung, der ich gerecht werden muss." Über Erfolge kann sich die Gräfin immer noch freuen, so wie kürzlich über den Abend für Isabella Rossellini. Mit ihrer Familie macht sie hin und wieder Ferien auf Mallorca. Dort liest sie stapelweise Bücher und genießt die Sonne.